laut.de-Kritik
Plattendreher in der Königsklasse.
Review von Daniel StraubVor der Erfindung des Röntgengerätes mussten die Chirurgen ihre Patienten aufschneiden, um wirkliche Erkenntnisse über ihren Gesundheitszustand zu erlangen. Wer wissen will, wie es um diesen oder jenen Discjockey bestellt ist, braucht weder zu Skalpell noch zum Messer greifen. Ein Blick in die Booking-Liste genügt. Findet sich dort der Eintrag Fabric/London, so kann man sicher sein, dass der entsprechende Plattendreher in der Königsklasse spielt.
Der Schwede Adam Beyer fühlt sich unter den DJ-Monarchen bereits seit Jahren wohl. Grund genug für die Fabric-Macher, nach dem Chicago-House-Mix von DJ Heather nun mit Adam Beyer das Tempo wieder ein bisschen anzuziehen. Der Geschwindigkeitsrausch fällt jedoch längst nicht so heftig aus, wie zu erwarten war. Auch einer, der harten Schweden-Techno zum Markenzeichen machte, setzt in der Zwischenzeit gerne auf minimalistischen Techhouse. Ob in der Produzenten- oder DJ-Rolle macht keinen Unterschied mehr.
Für "Fabric 22" eröffnet Adam Beyer daher sein Set mit dem wunderbaren Slam Track "This World", im Remix von den Whignomy Brothers und Robag Wruhme. Mit DJ Minx Maxi auf Richie Hawtins Minus-Imprint und Dominik Eulbergs "Klangteppichverleger Wolle" drehen sich im Anschluss zwei feine Nummern auf den Turntables von Herrn Beyer. Gleich darauf präsentiert er mit "Snuff & Noise" auch eine eigene Produktion, die ebenfalls mit einem fein groovenden Druck aufwartet.
Während die erste Hälfte sich dem Phänomen Minimal- und Tech-House annimmt, gibt Beyer hinten raus doch noch etwas Gas. Mit dem Amerikaner Tony Rohr, der im Umfeld von Dietrich Schoenmann und Abe Duque zu Hause ist, dem Kompakt-Macher Reinhard Voigt und Cari Lekebusch steht trockener Peak-Time-Techno auf der Setlist von Adam Bayer. Dass die 20 Tracks des Albums technisch brillant miteinander verwoben sind, versteht sich beim Schweden sowieso.
Bemerkenswert ist, dass Adam Beyer, wie so viele Vertreter der ganz harten Schule, das Tempo wieder etwas gedrosselt hat. Statt willenlos dreinballernder Tools darf jetzt sogar Tyrome Palmers Gesang den "Fabric 22"-Mix eröffnen. Groove ist, was zählt. Bei Adam Beyers neuestem Release sogar über die volle Spielzeit.
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