laut.de-Kritik
In den große Fußstapfen von Muse und Radiohead.
Review von Christine BarthEin frisches junges, wenn auch irgendwie traumatisiert auf Gänseblümchen starrendes Männergesicht, liegt sanft gebettet auf der Erde. Die Zart- und Schlichtheit dieses Covers beschreibt ziemlich genau, was beim Hören des Debüts beeindruckt. Sanfte Musik, mellow Melodien und eine spärliche Instrumentierung berauschen dieses epische Debüt.
Das Aufschlagen der letzten Seite des Artworks lässt den Traum eines singenden Engels mit elfenhaftem Erscheinungsbild abrupt zerplatzen. Drei alternde und gänzlich unattraktive Enddreißiger sollen die wahren Helden Adoms sein? Alle mit stolzem Wohlstands-Doppelkinn? Diese vier Männer reisten tatsächlich von Atlanta an, um ihre CD in Manchester aufzunehmen. Dort hoffen die Amis auf den Erfolg ihres Erstlings. Wollen sie doch in die Fußstapfen von Radiohead, The Music und Muse treten. Mal schauen, ob sie im Fahrwasser der erfolgreichen Brit-Pop Bands mitschwimmen können.
Dem vielfältigen Arrangement von Gesang und Begleitung bei Muse können sie jedoch nicht das Wasser reichen. Nutzt Matthew Bellamy die Monotonie, um in einem explodierendem Soundgerüst zu gipfeln, so wirkt dieses Stilmittel bei Adom lähmend. Sänger Conal Byrne zieht den Bandkopf aus der Schlinge, wenn er seine hinreißende Stimme glockenklar und jungenhaft mit auf die Reise zu wunderschönen, wenn auch nicht wirklich eingängigen Melodien nimmt. Das Keyboard steuert in diesen Passagen seifenblasenartige Sounds bei, was die Stücke noch schwebender macht.
Der rockige Song "Down" besticht mit verzerrten Riffs und basslastigen Passagen. Wegen der manchmal an Björk erinnernde Stimme bleibt er jedoch trotzdem im Stilrahmen und driftet nicht in metal-lastigere Gefilde ab. Dieses Stück verzaubert beim ersten Hören mit eingängigen, aber nicht einfältigen Melodien. Dass die Jungs auch in der Lage sind, süße Liebeslieder zu komponieren, beweisen sie mit "Green". Die Inbrunst des Gesangs, gepaart mit Gitarrensoli und später härteren Riffs kreiert eine Herzschmerzhymne, in die man sich sofort verliebt. Alles ohne Schnörkel und Geschnulze.
Diese Tracks hätten den Erstling der Amerikaner alias Brit-Popper alleine schon zum Debüt-Hit gemacht. Man muss sich beim Hören nur Zeit lassen, die Strukturen der verwinkelten und wenig eingängigen Melodien und Harmonien zu erkennen. Dann tut sich eine wunderschöne Wiese voller Gänseblümchen vor einem auf.
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