laut.de-Kritik

Schwule Gigolo-Disco aus Italien.

Review von

Mit weit aufgerissenem Mund, dick schwarz umrandeten Augen und einem dünnen Oberlippenbärtchen, das auch Erol Flynn bestens zu Gesicht gestanden hätte, präsentiert sich Adriano Canzian auf seinem Album-Debüt "Pornography". Der Italiener geht nach zwei Maxis auf Gigolo Records nun über die volle Distanz und serviert unbehauenen Acid-Disco-Sound mit reichlich schwulen Referenzen.

Da überrascht es wenig, dass Canzian ausgerechnet auf Hells Label einen Unterschlupf gefunden hat. Schwul, Acid und eine Affinität zu Mode prädestinieren den glamourösen Electro-Punk für das Traditionslabel. Die Vorliebe für Italo-Disco, Electronic Body Music und clubtaugliche, elektronische Musik sind da gerade mal noch das Tüpfelchen auf dem I.

Der Punker in Canzian bricht immer wieder hervor und bildet so etwas wie den roten Faden auf "Pornography". Wie Gedankenskizzen, die man schnell zu Papier bringt, wirken die 16 Tracks des CD-Albums. Ohne große Umschweife kommt Adriano Canzian zu Potte, bastelt um die Hookline ein paar Sounds und Rhythmus-Patterns - fertig. Kein großes Produzentengehabe. Statt dessen direkte, ungefilterte Energie.

Titel wie "Lick My Ass", "Blow Job", "Acid And Perverse Dreams" oder "Sexy Military March" sprechen für sich und zeigen, dass Canzian kein Blatt vor den Mund nimmt. Zudem funktionieren sie auch bestens im Sündenpfuhl unter der Discokugel. Für alle Plattendreher ist "Pornography" deshalb ein guter Fundus für verschwurbelte Sounds.

Über die volle Spielzeit von "Pornography" schlägt dann aber doch die thematische, wie musikalische Redundanz durch. Acid und Schwulsein sind die beiden Pole, um die sich der Kosmos von Adriano Canzian dreht. Da bleiben Ermüdungserscheinungen nicht aus. Trotzdem macht "Pornography", bei wohldosiertem Einsatz, Spaß.

Trackliste

  1. 1. You Know
  2. 2. Blowjob
  3. 3. Macho Boy (Original)
  4. 4. I Want Your Sex
  5. 5. Lick My Ass
  6. 6. A Very Hard Thing
  7. 7. Acid And Perverse Dream
  8. 8. My Boyfriend Is Very Sexy
  9. 9. You Excites Me So Much
  10. 10. Go To Sleep, Bitch!
  11. 11. Aytu Hates This!
  12. 12. Sexy Military March (1234 F*ck! Uuh!)
  13. 13. I Hate Him
  14. 14. Dirty Convulsions
  15. 15. She Want It
  16. 16. Pornography

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1 Kommentar

  • Vor 14 Jahren

    "kein großes Produzentengehabe" ist eigentlich nes schöne Art zu umschreiben, dass die Tracks eigentlich recht billig produziert sind. Sorry, aber das kann ich mit meinem PC daheim fast genauso gut.