laut.de-Kritik
Der Bruce Lee des Hip Hop beendet sein Schattendasein und tritt ans Licht.
Review von Stefan JohannesbergHip Hop-Fans auf dem ganzen Globus können aufatmen. Das mit am meisten Spannung erwartete Debut-Album des Jahres 2000 konnte noch rechtzeitig vor Jahresende veröffentlicht werden. Der aus dem Gang Starr-Umfeld kommende Afu-Ra hatte sich im Untergrund mit Songs wie "Defeat", "Whirlwind Thru Cities" oder dem "D&D Soundclash" schon seit geraumer Zeit einen tadellosen Ruf erarbeitet. Doch Schwierigkeiten mit seinem alten Label kamen den geplanten Terminen immer wieder dazwischen, so dass sich das Album über ein Jahr verzögerte. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben und wollte sämtliche 12-Inches einzeln bestellen, als eines Tages "Body Of The Life Force" auf meinem Schreibtisch lag.
So hoch die Erwartungen, so groß die Vorschusslorbeeren auch waren, Afu-Ra hält dem Druck stand und veröffentlicht eines der besten Hip Hop-Alben des Jahres. Für die Produktion zeigen sich u.a DJ Muggs (Cypress Hill), Tru Master (Wu-Tang) und natürlich DJ Premier (Gang Starr) als Executive Producer verantwortlich. So gibt es die typischen Primo-Beats, trocken und reduziert. Zu absoluter Höchstform läuft Afu-Ra immer dann auf, wenn sein Sound durch leichte Reggae/Ragga-Einflüsse aufgelockert wird ("D&D Soundclash", "Equality").
Dass er ein Fan der Kampfsport-Philosophie ist, zeigt sich an dem martialischen Coverartwork und seinen Lyriks. Er könnte durchaus der Wu-Tang Familie angehören, und so ist es nicht verwunderlich, dass Masta Killa und GZA vom Clan dabei sind. Für diejenigen, die sich von den Inhalten selbst ein Bild machen wollen, ist ein Textblatt beigefügt. Sein Style und die deepen Texte erinnern zuweilen an seinen Entdecker Jeru the Damaja. Doch sein Flow ist nicht ganz so prägnant wie der des Altmeisters, und so ist seine auf Dauer etwas langweilende Stimme der einzige kleine Minuspunkt der Platte.
Jeder, der die Schnauze gestrichen voll hat von halbgaren Schnellschüssen und Weichspül-Sounds à la Jay-Z, bekommt von Afu-Ra ein reifes, ja fast überreifes HipHop-Album präsentiert, das den Kopf heftig nicken lässt.
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