laut.de-Kritik
Auf einer Reise in den Abgrund.
Review von Michaela PutzMit Ahab hissen die Midnattsol-Mitglieder Christian und Daniel die Segel und stechen gemeinsam mit Ex-Endzeit-Gitarristen Stephan in See. Musikalisch gehen sie dabei unter dem Banner des Funeral Doom vor. Die Reise, auf die ihr Debüt "The Call Of The Wretched Sea" mitnimmt, lässt sich am ehesten mit düster, lähmend und fatalistisch beschreiben.
Die Scheibe vertont den Roman "Moby Dick" und erzählt von der Jagd des obsessiven Kapitäns Ahab auf den weißen Pottwal. Das Vorhaben ist bekanntlich zum Scheitern verurteilt. Schlimmer noch, die gesamte Mannschaft ist der Unternehmung auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und wird am Ende vom unberechenbaren Meer verschlungen. Voraussetzung für den Genuss von "The Call Of The Wretched Sea" ist die Bereitschaft, sich in das dunkle Universum der Geschichte fallen zu lassen.
Sie drückt sich aus in schleppenden Doom Metal-Passagen, erzeugt von tiefen verzerrten Gitarren und dem infernalisch grunzenden Gesang des Vokalisten. Keyboardklänge, cleane Passagen, gregorianisch klingende Chöre und Hintergrundgeräusche lassen die Geschichte realer erscheinen und sorgen für die passende Atmosphäre.
Schleppend und zäh umzingeln die Songs den Hörer mit Dunkelheit und halten ihn bis zum Ende in der Umklammerung. Mit Ausnahme einer einzigen Nummer erstrecken sich alle Tracks auf jeweils über zehn Minuten Spieldauer. Genügend Zeit, um sich bestmöglich in all ihrer Beklemmung und Aggressivität zu entfalten.
So unergründlich wie der Ozean kann auch die menschliche Seele sein. In Musik gegossen, kommen Ahab diesen Tiefen vermutlich schon ziemlich nahe. Anhänger von Shape Of Despair und der Stimmung der frühen Amorphis sollten hier unbedingt reinhören.
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