laut.de-Kritik
Rock-Oper mit Speedmetalparts und symphonischen Elementen.
Review von LAUT-RedaktionHeureka! Eine weitere Metal-Oper hat den Weg in meinen CD-Player gefunden. Ein Blick auf die filigrane Unterbringung der zwei CDs und der zugehörigen DVD, und es war klar, dass sich irgendwo auf der Welt ein paar Grafiker und Kreative jetzt endlich das lang ersehnte Ferienhaus leisten können.
"Days Of Rising Doom" wird dem interessierten Käufer in einem edlen Digi-Book dargeboten und beeindruckt mit vielen Features wie Informationen über Story, musikalische Akteure und Genese der Rock-Oper. Darüber hinaus macht die Hammer-Aufmachung wirklich neugierig, ob den Worten auch Taten folgen. So viel sei gesagt, dass bei diesem ehrenwerten Line-Up mindestens ein Bohlen hätte Produzent sein müssen, um damit Mist zu bauen. Aber nein - es war u.a. Sascha Paeth (Heaven's Gate), der die Fäden in der Hand hielt und Aina, zusammen mit Branchengrößen wie Michael Kiske (Ex-Helloween), Amanda Somerville, Gary Hughes, Miro u.v.a. zu etwas Besonderem gemacht hat.
Amanda Somerville hat sogar eigens für dieses Musikprojekt eine eigene Sprache entwickelt - das "Ainae" - welches in Aina, dem Land, in dem die ganze Story der Metal-Oper spielt, gesprochen wird und sich in etwa wie klingonisch anhört. Einige Songs enthalten Parts dieser Sprache, und auf der zweiten CD ist neben den dort enthaltenen Alternativ- und Singleversionen der Lieder von CD 1 auch der Song "Rape Of Oria" in einer Ainae-Version vertreten.
Die ersten beiden CDs haben eigentlich alles, was man sich unter einer Metal-Oper vorstellt. Bei "Flight of Tarek" lösen sich infernale Speedmetalparts in bluesig anmutende Klänge auf, um danach wieder in gleicher Kraft loszubrechen. Der auch als Single ausgekoppelte Song "The Beast Within" mit seinen treibenden lebhaften Gitarren-Riffs und dem eingängigen Refrain ist ein weiteres Highlight der CD, an denen es allerdings nicht mangelt. Auch tragende Balladen wie "Silver Maiden", "The Rape Of Oria" und "Serendipity" tun mit ihren feinen Arrangements ein Übriges, um den Silberling zu einem echten kleinen Kunstwerk zu machen.
Sehr gut gelungen ist das Zusammenspiel der einzelnen Stimmen, die in einen musikalischen Dialog treten, wie es etwa bei "The Siege Of Aina" der Fall ist. Dort trällern sich Robert Hunecke-Rizzo (Heaven's Gate) und Amanda Somerville gegenseitig an und werden dabei von zwei Opernsängerinnen und Derek Sherinian (Planet X) an den Keyboards unterstützt.
Klassische Elemente wie Chor, Orchester und Piano bilden in Aina, zusammen mit kraftvollen Drums, Keyboardbegleitung und Strom-Gitarre, eine homogene symphonische Klangwelt. Die Struktur der Story findet sich in der musikalischen Umsetzung wieder, und so soll es ja auch sein. Kein Wunder übrigens, da Gary Hughes mit "Once And Future King" und Tobias Sammet (Edguy) mit "Avantasia" ja bereits umfangreiche Erfahrungen mit Metal-Opern gemacht haben.
Ein letztes Bonbon ist zweifellos die DVD. Das "Making Of", eine "Slideshow", ein animiertes Musikvideo des Titels "The Beast Within" und "The Story Of Aina" zum Lesen mit Musikuntermalung oder als 15-minütiges Hörspiel zum Zurücklehnen ergänzen das reichhaltige Album.
Für eine Metaloper ist die rein fiktive Story sehr gelungen, die Vergleiche mit dem "Herr der Ringe" kann ich jedoch nicht ganz nachvollziehen. Dafür ist die Story dann doch zu pathetisch und im Vergleich eher plump. Das schön animierte Video leidet darunter, dass die dynamische Musik teilweise asynchron zu den teilweise träge beweglichen Kamerafahrten läuft.
Auch setzen Aina wie die meisten der jüngeren Metal-Opern zu stark auf Speed- und Melodic-Metal. Das schränkt die Ausdrucksmöglichkeiten enorm ein und wird dem Reichtum an Metal-Subgenres einfach nicht gerecht. Alles in allem ist das Album dennoch eine sehr imposante Leistung. Daumen hoch!
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