laut.de-Kritik
Einschlafen? No way.
Review von Robin SchmidtIch kann Ali As' Albumtitel durchaus nachvollziehen. Dass die Münchner Spitmaschine bei derart immensem Output eigentlich nur noch schlaflos ihr Dasein fristen kann, sollte so unstrittig sein wie der verdiente Hype um die Person.
"Auf dem Weg zum Größten aller Zeiten" schreiten wir mit Ali erst einmal durch "Königshallen". Ein imposanter Start, der deutlich macht, dass Ali As nun mal in seiner ganz eigenen Welt lebt ("Ich hab mein Körper gequält / ich hab mein Körper gestählt / nicht für Girls oder Fame / sondern den Burberry-Sale"). Weit in den Himmel gehoben lanciert er weiterhin seine Dichtkunst, zum Beispiel in "Pfeil & Bogen" ("Weil ich den Jetta wischen / Jet erwischen muss wie Putzkolonnen beim VW-Händler").
Aber nicht nur Ali As trägt gleich mehrere Reimketten. Auch Joshi Mizu hat sich für "Jasmina" mindestens eine zugelegt. Und so rappen beide den ganzen Track über ihre Zeilen abwechselnd auf dieselbe Endung. Der Hang zu dieser perfektionistischen Technik könnte ein weiteres Indiz für Ali As' Schlaflosigkeit darstellen.
Die Antwort bekommen wir im Titeltrack "Insomnia" geliefert ("Wie fing alles an? / Ich wollt' der Größte sein / Also blieb ich wach, denn ich wusst' es wurd' höchste Zeit"). Ali reflektiert hier sein Highlife der letzten Jahre inklusive ausgelaugten Phasen. In die gleiche Kerbe schlägt "Verfolgt Von Ferraris", das mit dem Musikbusiness abrechnet ("Mein Kopf wurde verdreht in diesem Zombie-Business"). Ali As ist also in seinen Texten keineswegs nur abgehoben, sondern oft auch einfach in Richtung innerer Leere abgebogen, zum Beispiel mit seinem "Mercedes" ("Ich bezahl mein Traum mit Einsamkeit und Kopfweh").
Das "Lass Sie Tanzen" von "Insomnia" ist das fast schon schlagerartige "Von Den Fernen Bergen". Ali As und SXTN auf einem Track? Das gefällt, denn die 'Fotzen' können auch anders, als sich nur mit Fäkalsprache zu artikulieren und steuern eine Hook bei, die mit einem Augenzwinkern die aktuelle Flüchtlingsthematik aufgreift ("Uns will hier keiner haben, doch man darf ja wohl noch sagen ohne eure Waffen wären wir gar nicht hier"). In den Strophen dazwischen erzählt Ali As völlig konträr dazu von seinem Luxusleben. Auch wenn dieses Lied natürlich den Mainstream bedient: Man kommt nicht drum herum zu erwähnen, dass das Ganze ein elendiger Ohrwurm ist, den man auch nach einer schlaflosen Ballermann-Nacht noch auf heavy rotation hören kann.
Musikalisch schneidern wieder einmal hauptsächlich David & Eli Ali As ein modernes Grundgerüst auf den Leib. Wenn man hieran etwas kritisieren möchte dann, dass viele Beats eher langsam gehalten sind und nicht immer aus ihrem Quark kommen.
Generell präsentiert sich Ali As auf "Insomnia" bei insgesamt mehr Storytelling ("Liebe In Zeiten Des Krieges", "Ich Drifte", "Kilimandscharo/Nachtwache") aber auch textreduzierter denn je (auch wieder "Kilimandscharo"). Die Detailverliebtheit ist ein bisschen abhanden gekommen. Dadurch entsteht allerdings auch eine neue Leichtigkeit in der Songstruktur, die keinesfalls zu Lasten eines oberflächlichen Inhalts geht.
"Amnesia". "Euphoria". "Insomnia". Ali As führt mit letzterem Albumtitel eine Trilogie zu Ende, die ihn auf ein neues Level gehoben hat. Der Münchner serviert die Haute Cuisine des Raps oder wie er selbst zu sagen pflegt: Es ist Zeit für ein Schmankerl. Einschlafen? No way.
17 Kommentare mit 34 Antworten
("Beispiel")
hab erst gedacht, so heißt ein Track
ach, die jungen kollegen. immer so unkonzentriert. danke, ihr luchsaugen.
Musik für den Toriyamafan.
Nichts gegen Ali, Topspitter!
Mir gefällt sein momentaner wavy Sound aber auch nicht so, er kann viel mehr.
No offense Django, ich mag dich wirklich (no homo), aber geschmackstechnisch bewegst Du Dich halt oft in denselben Sphären wie unser geliebter Swissfag.
swissfag heißt der gotterbärmliche stricher.
was denn los mit dir craze, hat r1ner mit hausbesuch gedroht, wenn du hier künftig weiter den kinderschreck gibst?
Weil ich eloquente und technisch gute Rapper mag?
Ich sag doch, mir gefallen seine Beats nicht, die Tori wohl gut findet, sehe da keine Gemeinsamkeit
@dHvW: ja, r1er und seine Schergen haben mich hart im Fokus, weiß garnicht wieso.
@Django: Red dich nicht raus.
Gruß
Skywise
sie haben ihn am Nasenring durch die Konstanzer Manege geführt. armer Craze
Craze ist doch seit Monaten nur noch laut.de's dummer August, der von meinem Kumpel Neffe3, Speediconzales und dem lautuser regelmäßig vorgeführt wird.
Ja Garret dann heul doch
Ich nehme keine Ratschläge von gelöschten Usern an
Wie erwartet eine sehr unrunde Platte. Der Typ ist gefangen in seinem "State of the Art"-Film.
wie definierst du dieses "unrund"? kein roter Faden? zu starke Schwankungen?
@icy
Schön, dass auch mal so eine Meinung kommt.Bei mir läuft es trotz angesprochener Themenarmut wie erwartet seit Release jeden Tag. Produktionstechnisch machts einfach Fun (Mercedes, einer der Tracks des Jahres für mich oder auch der Titeltrack). Auch einige Songs, die mir anfangs nicht gefallen haben, gingen im Laufe der Wochen (anders als bei Euphoria, wo ich mir nach wie vor nur die Hälfte der Tracks gut geben kann) schön ins Ohr. Gerade das von dir genannte Jasmina ist einfach fies eingängig, vorallem Joshi Mizu, dessen einfache Lines alle hängenbleiben (besonders die Lombardi-line ), ziemlich fresh klingt und wunderbar mit Ali harmoniert im flüssigen Wechselspiel.
Ich hab Ali früher auch nicht gehört, muss man mögen diesen Stil und Vermarktungsweise, aber seit er diese Produzenten hat, ist das Soundbild stellenweise grandios und locker unterhaltsam
Ist das der Joshi Mizu, der auch schon bei "Zodiak"von Chak und Raf dabei war?
DarkO: Ja, genau der, wobei er da bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Könnte aber auch daran liegen, dass mich Chakuza mit seinem komischen Stimmeinsatz und ekligen Lines über Kackwürste und Arschhaare zu sehr verstört hat.
Corvo: Wusste ja gar nicht, dass du dich so intensiv mit ihm befasst. Ali ist schon deshalb einer der Guten, weil er im Gegensatz zu seinen Kollegen nicht nur die Reime, Wortspiele und Technik im Blick hat, sondern immer auch den Song und das musikalische Gesamtpaket. Klar, manchmal übertreibt er es dann auch, nicht jede Hook zündet und es wirkt, als wollte er mit aller Macht den nächsten Hit à la "So wie du bist" erzwingen, aber auf dem Vorgänger und hier geht es überwiegend gut auf.
Das Album läuft gerade wieder und ich muss sagen, dass die Produktionen deutschlandweit ganz oben mitspielen. Eigentlich erstaunlich, dass ihm noch kein größerer Name sein Produzententeam weggeschnappt hat, aber gut so, das passt einfach zu gut. Thematisch ist da echt nicht viel und ein paar Vergleiche sind recht schief, aber er haut immer wieder gute Punches raus und bringt mich öfter zum Lachen, ohne dass es niveaulos wird. Ist irgendwie alte Schule ohne altbacken zu sein. Bin auf jeden Fall positiv überrascht, dass Ali sich trotz der Releasedichte und komischer Promo-Moves wieder gefangen und abgeliefert hat.
Gute platte. Allein der erste verse des intros ist technisch sehr anspruchsvoll. Sorgt ja heute nicht mehr für aha-momente, aber der part ist schon ziemlich beiindruckend.
Bis jetzt gilt:
Amnesia > EMWIMO > Insomia > Euphoria.
Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.