laut.de-Kritik
Alin Coens Gespür für zauberhafte Melodien.
Review von Simon LangemannBeste Voraussetzungen für die Alin Coen Band aus Weimar und Hamburg: An der Spitze eine charismatische Sängerin und fähige Songwriterin in Personalunion, um sie geschart ein ideenreiches wie eingespieltes Instrumentalkollektiv. Durchaus verwunderlich also, dass "We're Not The Ones We Thought We Were" zwar ein rundes, schönes Stück Singer/Songwriter-Pop, aber wiederum nicht den großen Wurf darstellt.
Ob es mit der englischen Sprache zusammenhängt, auf die die bilingual aufgewachsene Künstlerin diesmal öfter als zuvor, nämlich in zehn von zwölf Fällen zurückgreift? Denkt man an die Höhepunkte ihres bisherigen Schaffens zurück, kommen einem jedenfalls eher deutschsprachige Titel wie "Wolken", "Ich War Hier" oder "Einer Will Immer Mehr" in den Sinn.
Auf Deutsch wirkt ihr Vortrag einfach intensiver, unwiderstehlicher und vor allem - eigenständiger. Viele vergleichbare Stimmen hat die hiesige Musiklandschaft nicht zu bieten. Natürlich blitzt Alin Coens Gespür für zauberhafte Melodien auch in Songs wie "A No Is A No" und "All It Takes" ständig auf. Doch spätestens als "Kein Weg Zurück" schon mit seinem "Ich bin entwischt"-Auftakt einen Sonderstatus markiert, zeigt sich das Dilemma wieder.
Dass es textlich meist um Zwischenmenschlichkeiten und gescheiterte Beziehungen geht, dürfte niemanden überraschen, der die Alin Coen Band bereits zuvor auf dem Radar hatte. Man mag ihr inhaltliche Monotonie vorwerfen, aber dass sich die Songwriterin auf ihre thematischen Stärken konzentriert, anstatt verkrampft nach Polit-Elementen zu suchen: eigentlich lobenswert.
Die neben Coen aus Jan Frisch (Gitarre), Philipp Martin (Bass) und Fabian Stevens (Drums) bestehende Truppe hat über die Jahre merklich an einem eigenen Stil getüftelt – und diesen mit "We're Not The Ones ..." auf den Punkt gebracht. Charakteristisch wirkt vor allem die filigrane Gitarrenarbeit, die laut geschrammelte Akkorde bewusst meidet. Die Rhythmus-Sektion sorgt immer wieder für hübsche Akzente, jedoch ohne ihrer zierlichen Frontfrau allzu aufdringlich in die Parade zu fahren.
Keine Frage: Wie viel Liebe und Kreativgeist in dieser Platte steckt, schimmert an jeder Ecke durch. Ein bisschen ratlos und fast schon enttäuscht hinterlässt einen daher die Tatsache, dass am Ende nicht noch viel mehr Gänsehautmomente zu Buche stehen.
2 Kommentare
Würde ich so unterschreiben. Das Werk hat mich ziemlich enttäuscht, weil die deutschen Texte hier sehr stark ins Hintertreffen geraten und die Band auf englisch sehr beliebig wirkt, auch wenn das sicher nicht so beabsichtigt war. Von der Entwicklung her ist es zwar recht konsequent, was Alin Coen hier vorlegt, aber gleichzeitig auch ziemlich mutlos, zumal sich die musikalischen Akzente ebenfalls in Grenzen halten ("Disconnected", die letzten Minute von "Du drehst Dich" - und sonst ...?).
Kein wirklich schlechtes Werk, die drei Sternchen gehen schon in Ordnung, aber für meinen Geschmack geht Alin Coen damit einen Schritt auf die zweite Reihe zu, wo sie eigentlich nicht hingehört.
Gruß
Skywise
Leider stimme ich der Kritik zu. Enttäuscht bin ich nicht, doch die Platte reißt mich auch nicht vom Hocker. Den bilingualen Stil mag ich absolut nicht. Bitte singt nur auf deutsch. Die feinen Zwischentöne kommen besser zur Geltung. Wenn die Gruppe mehr Erfolg haben möchte, macht es meiner Meinung keinen Sinn mal in englisch und dann zwischendurch in Deutsch zu singen. Mir gefällt die teils brüchige Stimme von Alin Coen im Zusammenspiel mit dem fein abgestimmten Spiel der Instrumente, die mich in Teilen an "Notwist" erinnern.