laut.de-Kritik
Der Zauber und die Gefahren des Augenblicks.
Review von Artur SchulzNach einer hell leuchtenden, künstlerischen "Horizon Flame" hält Alison Moyet Ausschau, wohl wissend, in welcher musikalischen Landschaft sie steht. Denn als Tochter der Achtziger ist es immer ein gefährliches Unterfangen, den Sound von Gestern ins Heute zu transportieren. Der Opener jedenfalls macht Appetit: Zupackendes Songwriting verbindet sich mit achtziger Synthie-Sounds und klingt dabei gar nicht nach Gestern.
Viel gebrochenes, rockig unterlegtes Keyboard-Gewitter und verzerrte Backgrounds entladen sich im "Changeling". Die Single-Auskopplung "When I Was Your Girl" leidet unter ihrer vorhersehbaren Inszenierung als potentieller Hit. Doch Alisons prägnante, powergeladene Stimme rettet die Nummer vor einem Sturz ins Mittelmaß. Stärker als damals mit Yazoo-Partner Vince Clark positioniert sich die Musikerin als das tragende Rückgrat sämtlicher Nummern.
"Remind Yourself" bietet eine straffe, förmlich in den Song hinein ziehende Komposition mit abwechslungsreicher Inszenierung und Miss Moyets eindringlicher Interpretation. "All Signs Of Life" erkundet die Abgründe düsterer Gothpop-Seligkeit.
Die neuen Tracks entstanden als Co-Produktion mit Produzent und Songschreiber Guy Sigsworth, und wenn doch einmal Klischees auftauchen, dann stets in geschmackvoller Verpackung. In erster Linie legt das Duo Wert auf den den sich stimmigen, überzeugenden Song. Die Sound-Transferierung der Eighties hinein in 2013 gelingt überzeugend und frisch. Die Beats tackern knackig umher, mitunter ("Rung By The Tide") erlaubt sich das Arrangement gar Ausflüge in stimmige Sixties-Psychedelic. Passend zum Albentitel beleuchtet Alison Moyet in häufig midtempolastigen, balladesk anmuten Nummern den Zauber und die Gefahren des Augenblicks.
Häufig bissfest rockig inszeniert und mit bewusstem Verzicht auf allzu eingängigen Pop. Willkommener Ausreißer aus dieser Hauptvorgabe: "Love Reign Supreme". Hier bittet Miss Moyet mit federleichten Beats zurück auf den Dancefloor, inklusive dezent eingeflochtenem "Bap Bap Du Bap" - Background-Gesang. Bisschen alter Wein ist o.k., wenn es sich um einen guten Jahrgang handelt.
3 Kommentare
Warum dann 2 Punkte Abzug, aus der Review kann ich es nicht lesen.
Nur kleine Korrektur..Vince Clarke heißt der gute Mann!
Sehr schön, freut mich außerordentlich, daß Moyet noch Alben wie dieses veröffentlicht. Wird gekauft!