laut.de-Kritik
Die Musik aus Berlin, die Texte von Charlie aus New York.
Review von Martin LeuteHinter Almost Charlie verbirgt sich der Berliner Musiker Dirk Homuth, dessen Künstlername auf den New Yorker Lyriker Charlie Mason verweist. Mason suchte übers Internet nach einem Komponisten für seine Texte und obwohl sich die beiden nie begegnet sind, fand Charlie Gefallen an Homuths warmen Kompositionen, die seine Lyrik über zwischenmenschliche Befindlichkeiten adäquat einkleiden.
Atmosphärisch liegt das Ensemble, das als Trio zwischen Singer/Songwriter-Pop und Kammerfolk agiert, nah an Bands wie Bernhard Eder, Amit Erez oder The Marble Man, die sich wiederum allesamt vor Elliott Smith verbeugen. Zudem klingt hier hörbar die Leidenschaft für Beatles-Harmonien und die Pop-Schwelgereien eines Nick Drake an.
Geschmeidig gehen die von der Akustischen grundierten Melodien ins Ohr, ornamentiert von diversem Instrumentarium, das immer der behaglichen Stimmung zuspielt.
Während sich das melancholische "Everybody Deserves To Love" im Midtempo zu Rhythmusgitarre, Bass und Pauken seinen Weg bahnt, legen sich in "Love Condensed" eine sonnige Pianolinie und Streicher über die Gitarre. Homuth versteht es immer wieder prima, seinen meist wehmütig und mit warmem Gesang vorgetragenen Strophen einen unprätentiösen und tröstlichen Refrain anzuhängen, der sich der Schwermut entgegenstellt.
Die vom dynamischen Schlagzeug geführten "Living Is Easy", "The Monster And Frankenstein" oder "In Another Life" besitzen mit gutlauniger Melodik und einschmeichelnder Backgroundgesänge beste Ohrwurmqualität. Da fügen sich E-Gitarrenmuster, Mundharmonika oder ein gehämmertes Klavier prima ein in die flächigen, aber nie unruhigen Arrangements.
Von ihrer sanften Seite präsentieren sich die Jungs mit der großartigen Easy Listening-Pop-Nummer "Beyond And Above", dem mit der gezupften Gitarre und Cello vorgetragenen "So Far And Yet So Near" oder "Formerly Smilin' Jack", das traurig von der Oboe eingerahmt wird.
Der Titeltrack "The Plural Of Yes" schließt das Album schließlich kammermusikalisch mit zauberhaftem Streichersatz ab: "For every question you have asked / there are three I wish to pose / but I'm scared to find out if it's love / 'cause what if she says no".
Ähnlich wie der Protagonist, der die Konfrontation scheut, um sich die mögliche Enttäuschung zu ersparen, verhält es sich auch mit diesen Kompositionen. Die großartigen Melodien hätten durchaus Sperrigkeiten in den Arrangements erlaubt, verzichten aber auf kontrastierende Momente und damit auf die Möglichkeit, die ambivalente Abgründigkeit der Gefühlswelt mit musikalischen Irritationen zu präsentieren.
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