laut.de-Kritik

Der Creed-Nachfolger kultiviert Heavyness und Melodik.

Review von

Die alten Creed minus Scott Stapp plus Myles Kennedy = Alter Bridge. Einfach der früheren Support-Band Mayfield Four den Fronter wegschnappen, und fertig ist die Nachfolgeband.

Mit fettem Monstersound im Rücken bläst das Quartett gleich von Beginn an die Heavy-Wurst auf XXXL-Format auf. Stilistisch ist das nicht allzu weit vom Creed-Sound entfernt, den größten Unterschied macht unüberhörbar Kennedy aus. Sein Gesang orientiert sich ziemlich stark an Hodenquetsch-Vokalakrobatik, die zu Haarmetal-Zeiten topaktuell war.

In einigen Shout-Passagen erinnert er zudem ziemlich heftig an Chris Cornell, dem er jedoch an Ausdruck und Charakter nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen kann. Den missionarischen Eifer der Lyrics haben sie dankenswerter Weise mit Scott Stapp über Bord geworfen, was der Neuformation einen Bonus an Sympathie beschert.

Leider steht dem die Musik ein wenig nach. Gitarrist Mark Tremonti, Schlagwerker Scott Phillips und Bassist Brian Marshall können mit handwerklichem Können aufwarten, Myles Kennedy ist ebenfalls nicht ans Bein zu pinkeln, aber die Summe technischer Fertigkeiten hat noch in den seltensten Fällen gute Musik hervor gebracht. Und so knödeln auch Alter Bridge in dieser Liga ganz vorne mit. Der Beginn mit dem engagierten Doppelpack "Find The Real" und dem Titeltrack hauen zwar ganz nett aufs Schnitzel, aber bereits "Open Your Eyes" walzt so gnadenlos jedes Heavyrock-Klischee, dass es nicht einmal der hymnisch-pathetischen Uuuooooaaaa-Singerei bedarf, um den Song schlicht scheiße finden zu dürfen.

Vorsicht, Balladenalarm! Sanft angeschlagene Gitarrensaiten künden schon von neuerlichen Grausamkeiten. "Burn It Down" - ein Schlingel, wer hier böses denkt - lädt geradezu zum Verbrennen der eigenen Anlage ein, damit daraus nie wieder ein Ton dieses Songs erklingen möge. In Gedanken formen sich schon Bilder, wie Kennedy mit schmerzverzerrtem Gesicht am Mikro steht, ein zartes Tränlein bricht sich zärtlich den Bann, bevor ein exorbitanter Sturzbach aus Trauer, beleidigter Leberwurst und Schmonz die Bühne überflutet.

"Broken Wings" kann dieses Niveau aber nochmals unterbieten. Man nehme einen melancholisches Gitarren-Lick, lasse den Sänger ganz originiell Strophe-Bridge-Refrain singen und recke die Faust gen Himmel, fertig ist der Powerballaden-Klops, der ganz schwer im Magen bzw. im Ohr liegt.

Einige gute Ansätze bringen Tremonti und co. zwar auch aufs Band. Kraftvolles Riffing etwa, wie bei "Down To My Last" reizen und machen Appetit auf mehr. Nur Schade, dass spätestens drei Takte später wieder der altbekannte Hartwurst-Gnom ums Eck schaut und mit den guten Ideen Rumpelstilzchen tanzt.

Alter Bridge kultivieren diese spezielle Mischung von Heavyness und Melodik bis zur absurdesten Perfektion, die in den USA fast als Abonnement für Platinplatten gilt.
Originell ist zwar ganz anders, aber was scherts uns? Auch der Creed-Nachfolger wird hierzulande über einen Achtungsblumentopf nicht hinaus kommen, und das ist verdammt noch mal ganz gut so.

Trackliste

  1. 1. Find The Real
  2. 2. One Day Remains
  3. 3. Open Your Eyes
  4. 4. Burn It Down
  5. 5. Metalingus
  6. 6. Broken Wings
  7. 7. In Loving Memory
  8. 8. Down To My Last
  9. 9. Watch Your Words
  10. 10. Shed My Skin
  11. 11. The End Is Here

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LAUT.DE-PORTRÄT Alter Bridge

Ja, ja. Alter Bridge sind die Überreste von Creed mit neuem Sänger. So einfach kann man es sich machen, trifft damit aber nicht ganz den Kern der Sache.

18 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    http://tinyurl.com/4ytbn

    Also 'nu ists soweit Creed ist tot - lang lebe Creed. Habs mir mal angehört ist wie immer im Grunde.

    Ein paar sehr schöne songs sind dabei... Am geilsten finde ich noch "The End Is Here" - leicht orientalisch angehaucht aber dann brachiales "Metal" Orchester... gefällt mir. Auch gut ist 'Down to my last'. Angenehmes album.

    Was haltet Ihr vom neuen 'Creed'?

  • Vor 20 Jahren

    Hmm... gerade gabs ein Review dazu vom "Fachmann". Der teilt wohl meine Meinung nicht so ganz :) Würd ja gerne mal wissen was andere dazu sagen.

  • Vor 20 Jahren

    Ich muß zugeben, das ich mir die Platte aufgrund der Tatsache ihrer Spitzenposition in der neuen Rock Hard und des geringen Preises (12,99 € bei Media Markt) blind gekauft habe. Ich finde schon, das die zwei Pünktchen hier bei laut.de unberechtigt sind, denn die Platte bietet äußerst erdigen, modernen Hardrock mit catchy Melodien, einer leicht depressiven Grundstimmung und ab und an metallischen Zitaten, was mich natürlich besonders gefreut hat. Die Produktion von Filter Produzent Ben Grosse ist ebenfalls hammergeil geworden. Klasse !!

  • Vor 16 Jahren

    Kenne das Album erst 3 Wochen und das auch nur durch einen sehr guten Freund. Wie er sagte, dass das die "Creed-Nachfolger" seien war mein erster Gedanke..."Oha, ach komm, lass ma lieber ne Runde "Live" hören". Aber nach "In Loving Memory" ist mir aufgefallen wie sich meine Ohren unwillkürlich 5:40 min lang steil in den Wing gestellt haben. Habe seit Langem das Thema "Verlust, Ttrauer" besser nicht besser verpackt gehört, ich find das weder kitschig noch banal runtergenudelt.
    Empfind es auch nicht als absoluten Mainstream...ich geb zu, dass ich das ganze Album nicht ewig rauf und runter hören kann aber grad den Sänger find ich sehr gut... die geasmte Musik (Melodien sind sehr eingängig, teils schön verspielt und oft auch in geilen riffs mündend)... Mit "Creed" ist das nicht zu vergleichen, da mir der Sänger extrem auf die Nerven gegangen ist. Sowas von Quackfrosch empfand ich Ihn... sowas macht die beste Musik kaputt...(meine Meinung, Schönheit liegt im Auge des Betrachters)

    Das Album ist sehr abwechslungsreich, sehr schöne Balladen aber nie zu schmalzig, sehr eingängig wenn man sich auf den Sänger einlassen kann (wenn, dann machen die guten Musiker den Rest des Paketes sowieso sehr rund) einfach nur interessant!
    Kenne zugegebenermaßen das Album "Blackbird" noch nicht aber dieses hier brennt sich in die Gehörgänge!!!

    Fazit: "Man sollte den Menschen von "Laut.de" finden und zur Rächenschaft ziehn, der die entsprechende "Null" gewählt hat um jemanden zu finden der hier das Album meinte bewerten zu müssen... hab direkt vergessen wie der heißt aber ich schau mal in die Gelben Seiten unter "Kosmetik"... (Kritik muss sein^^)

  • Vor 15 Jahren

    "Nur Schade, dass spätestens drei Takte später wieder der altbekannte Hartwurst-Gnom ums Eck schaut und mit den guten Ideen Rumpelstilzchen tanzt"
    Was ist mit dieser Person los, die das geschrieben hat? Anscheinend ist der- oder diejenige der Meinung mit solchen brachial übertriebenen Formulierungen eine qualitativ hochwertige Rezension verfassen zu können, allerdings schlägt da bei mir der Zeiger in die entegengesetzte Richtung von Begeisterung aus. In dieser Rezension ist absolut keine Objektivität zu erkennen. Mit solchen subjektiven Äußerungen kann niemand etwas anfangen. Sicherlich geht es auch darum, seine eigene Meinung zu vertreten, aber muss man dazu alles bedingungslos niedermachen, anstatt wenigstens irgendwelche Empfehlungen einzubinden? Es scheint mir fast so, dass die Person, die diesen Text verfasst hat, ein absoluter Mainstreamfanatiker ist, der sich nur schwer von neuem überzeugen lässt. Jedenfalls scheint es mir anhand DIESER Rezension so. Und so ein Schrott, wie der von Lady GaGa wird gelobhudelt; da frag ich mich, was das soll! Also ich werde mir ab jetzt immer ein eigenes Bild von den Alben machen! Leider!
    Zum Album One Day Remains von Alter Bridge: Ich muss sagen, gut gelungen, besonders die Balladen sind eine Abwechslung zum Album Blackbird, obwohl da auch ein zwei dabei waren, ist One Day Remains eindeutig die sanftere Version.

  • Vor 14 Jahren

    Die drei Alben von AB wurden von drei verschiedenen Leuten bewertet / kritisiert; (warum auch immer auf laut.de alle alebn "kritisiert" werden... man könnten sie ja auch einfach nur "bewerten"). Ich habe alle 3 CDs und finde bisher AB3 am schwächsten, allerdings habe ich AB3 erst 2x durch gehört, mit Unterbrechnungen. Blackbird finde ich am geilsten, das Gesamtpaket stimmt, und egal wo ich die Scheibe höre, im Auto oder im Wohnzimmer ich finde auch den Klang und die Umsetzung gelungen. Blackbird bewerte ich mit 5/5. One Day Remains würde ich mit 5/5 bewerten, das Gesamtpaket ist nicht so gut wie Blackbird, aber einzelne Stücke wie "Metalingus" machen das wieder gut. AB3 bekommt von mir im Moment 4/5. Warum die Redaktion für One Day Remains und Blackbird nur 2/5 vergibt ist mir wie vielen anderen ein Rätsel. Wären die Texte nachvollziehbar dann könnte man meinen es handelte sich um eine Kritik, aber die Texte widersprechen sich teilweise selbst, ausserdem sind die Kritiken alle sehr subjektiv. Und das alte Creed-Thema schleicht immer mit. Schade. Warum dann AB3 4/5 bekommt, keine Ahnung! Wenn doch die ersten beiden Alben schon "scheiss" Stücke enthalten, wie kann dann AB3 besser sein? ja doppelt so gut?