laut.de-Kritik
Dark Metal wie aus dem Ei gepellt.
Review von Yan VogelSeit Tomi Joutsens Einstieg vor sechs Jahren geht es für Amorphis stetig bergauf. 'Never change a famous song' - das Erfolgsrezept ist bis auf Nuancen gleich geblieben. Auf ein straigthes Metal-Fundament schichten Holopainen und Co. eingängige Refrains und Widerhakenmelodien, folkloristische Einlagen sowie ein wenig Death Metal-Attitüde.
Doch gerade diese brachialen Momente sind nach Meinung vieler Anhänger auf dem letzten Output viel zu kurz gekommen. Für alle Fans der härteren Gangart schmettert Fronter Joutsen nun wesentlich häufiger Growls. Somit fällt auch der Anteil an düsteren und harten Anteilen in der Musik höher aus.
Amorphis zeigen mehr Eier als es das Cover suggerieren mag, das als visualisierte Umsetzung des finnischen Schöpfungsmythos das Ei einer Goldente abbildet. Trotz der hörbar härteren Anklänge wirken vor allem die differenziert arrangierten, dynamisch stetig zwischen Extremen pendelnden Songs in ihrer Gesamtheit mitreißend. Als effektvoll und tragend erweisen sich auch die zahlreichen Keyboard-Sounds, die mal an Journey, mal an Gothic-Rock erinnern.
Als externen Produzenten für die Vocals zog man Nightwish-Basser und Co-Vocalist Marco Hietala zu den Aufnahmen hinzu, so fallen die Gesangsarrangements in ihrer Opulenz fast schon Blind Guardian-mäßig aus. Tomi Joutsen lotet mit seinem emotionalen Gesang stetig die Bandbreite zwischen clean und growlen aus.
Tanzflächenfeger wie "My Enemy", "You I Need" oder "Three Words" dürften in Kürze jede Metal-Disco bereichern. Das zwischen Uptempo und Ballade angesiedelte "Reformation" zeigt das geschickte Songwriting-Handwerk und huldigt nebenbei in seinem Timbre den Sisters Of Mercy. Die flotte "Mermaid" räkelt sich lasziv in der Ohrmuschel. Überlange Songs mit epischen Momenten wie "Song Of The Sage", "Beginning Of Time" oder "Battle For Light" warten auch nach mehreren Durchläufen mit Überraschungen auf.
Hinzu kommt, dass die Lyrics keinesfalls sinnloses Vokalisen-Futter für die Melodielinien sind. An dem Konzept, Teile des finnischen Nationalepos "Kalevala" zu vertonen und mit Pekka Kainulainen einen externen Schreiber zu wählen, halten Amorphis fest.
Durch diese Form der Arbeitsteilung gewinnt die musikalische Arbeit für die Instrumentalisten der Band allerhöchste Priorität. Zusätzlich sind mit Keyboarder Kallio und den Gitarristen Holopainen und Koivussari drei Musiker als Komponisten gelistet. Somit klingt das Endresultat sehr vielschichtig, aber durch die majestätischen Refrains und krönenden instrumentalen Melodien als Fluchtpunkt auch kohärent.
3 Kommentare
Ich denke nicht, dass Amorphis dem Dark Metal zuzuordnen sind, Black Metal-Einflüsse zeigen sie gar nicht auf und Gothic Metal auch nur sehr verhalten. Ansonsten gutes Review, spiegelt so ziemlich meine Meinung wieder.
dark metal? gothic metal? pointed ohne tabby? seal-tortie smokepoint?
mhh, also bin durch den kauf von "far from the sun" auf die kollegen gestoßen und kann ehrlich gesagt die guten bewertungen für das neueste album nicht verstehen. schon sehr melodischer, kompakter metal, der nicht viel substanz hat. klingt auch extrem cheesy für mich, aber jedem das seine. werde mal die anderen alben antesten.