laut.de-Kritik
Mit Calexico an die Spitze der US-Charts.
Review von Giuliano BenassiDie Karriere des Singer/Sogwriters aus Philadelphia ist in ihrer ersten Phase etwas holprig verlaufen. Nachdem Amos Lee mit viel Vorschusslorbeeren 2005 ein überzeugendes Debüt geliefert hat, lief er in den folgenden Jahren dem kommerziellen Erfolg hinterher. Trotz eines Labels, dessen Namen Ehrfurcht erzeugt, und einer erlauchten Auswahl an Sessionmusikern und Studiopartnern.
Auf seinem vierten Album wagen Lee und sein Label Blue Note einen mutigen Schritt eine neue Richtung: Weg von der patinierten Produktion eines Don Was und hin zur Ungeschliffenheit eines Joey Burns, der in den letzten Jahren seine Calexico zugunsten des Mischpultes mehr oder weniger auf Eis gelegt hat.
Die Indie-Transfusion tut Lee gut, wie schon der Opener erkennen lässt. Viel mehr als eine Akustikgitarre hatte er noch nie nötig, um seine hohe, melancholische und ausdrucksvolle Stimme zu begleiten. Nimmt man noch eine Pedal Steel-Gitarre hinzu, die ruhigen, aber unglaublich druckvollen Schlagzeuge John Convertinos und James Gadsons sowie den gospeligen Hintergrundgesang, holt man so ziemlich das Maximum heraus.
Burns war jedoch einer anderen Meinung und hat das Konstrukt mit allerlei Verzerrungen und Geräuschen an vielen Stellen überfrachtet. Das Ergebnis ist ein Album, das leider nicht ganz so gelungen ist, wie es sein könnte. Nicht nur "Out Of The Cold" und "Clear Blue Eyes" in Duett mit Lucinda Williams fallen klanglich viel zu dicht aus. Dass "Flower" fast schon ein Abklatsch von "Easy Like Sunday Morning" ist, scheint auch nicht wirklich notwendig.
Weniger ist im Falle Lees mehr. Die ruhigen Stücke stehen ihm besser, zumal der bisherige Schnulz-Ballast diesmal deutlich leichter ausfällt. Zwar hat in "Out Of The Cold" das Gespenst von Bruce Springsteens Tom Joad eine Hand im Spiel, doch das abschließende Stück knüpft von der Intensität wieder an den Opener an. Auch, weil auf "Behind Me Now" noch einmal ebenjenes "El Camino" folgt, diesmal im Duett mit Willie Nelson. Auch kein schlechter Duettpartner.
Amos Lee hat verschiedene Anläufe gebraucht, doch nun befindet er sich eindeutig auf dem richtigen Pfad. Zumindest kommerziell haben er und sein Label einen Volltreffer gelandet: "Mission Bell" hat kurz nach der Veröffentlichung die Spitze der US Billboard-Charts erklommen.
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