laut.de-Kritik
Große Chöre von den Iron Maiden des Black Metal.
Review von Michael EdeleAncient Rites sind schon seit Jahren eine feste Institution im belgischen Black Metal. Vom Original Line-Up ist außer Shouter Gunter Theys keiner mehr übrig, aber dafür haben sie sich inzwischen zu den Iron Maiden des Black Metals entwickelt und stehen nunmehr mit drei Gitarristen auf der Bühne und im Studio.
Genau wie bei den eisernen Jungfrauen – wo ich mir nach wie vor nicht so ganz im klaren darüber bin, warum Jannick Gers nicht schon längst wieder rausgeflogen ist – muss ich mich aber fragen, warum hier unbedingt drei Klampfen auftauchen müssen. So bombastisch der Sound der Belgier auch sein mag, durch die zahlreichen Keyboards sind zwei Gitarren eigentlich vollkommen ausreichend. Zumal die Klampfen irgendwie nach Nähmaschine klingen, sobald sie in den mittigen Bereich kommen.
Unabhängig davon haben sich Ancient Rites im Laufe ihrer Karriere kompositorisch doch maßgeblich entwickelt. Allerdings handelt es sich bei "Rubicon" nicht um ein Konzeptalbum, wie man beim historischen Geltungsbewusstsein der Band hätte erwarten können. Dass weder die Templer noch der goldene König Mithras was mit Cäsar und seiner Überquerung des Rubicon zu tun haben, sollte eigentlich jedem Primaner geläufig sein.
Doch egal, schon im Intro "Crusade" lassen sie die ersten orientalischen Klänge ertönen, die sie im folgenden "Templar" aufgreifen. "Mithras" rumpelt anschließend solide, aber nicht sonderlich spektakulär durch die Boxen, aber das große Kino steht auch erst noch bevor. Monumental und theatralisch läutet "Thermopylae" den Reigen ein, auch wenn die Operntusse zumindest an dieser Stelle noch nicht mehr als eine gewisse Alibifunktion inne hat.
Vergleiche zu Therion sind wohl nicht so ganz falsch, auch wenn Ancient Rites natürlich nach wie vor nicht so opulent wie die Schweden zur Sache gehen. Der Titeltrack ist neben dem ebenfalls sehr melodischen "Invictus" das definitive Highlight der Scheibe. Große Chöre, tolle Melodien, mehrsprachige Gesänge und eine interessante Stimmung. Gleiches gilt auch für "Ypres", wo der Frauengesang auch deutlich mehr Sinn macht als noch bei "Thermopylae".
Auch "Galilean" und mit Abstrichen "Cheruscan" weisen die typischen, epischen Elemente der Belgier auf, wobei mir das Solo im Mittelteil von "Cheruscan" wirklich gut gefällt. Vor allem das abschließende "Brabanta" geht mit heroischen Melodien fast schon verschwenderisch um und sollte eigentlich keine Fan der Band enttäuschen. Diese würden vermutlich auch mehr als nur drei Punkte als Wertung zücken, denn wer Ancient Rites erwartet, bekommt sie hier zu 100%.
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