laut.de-Kritik
Das Ex-Riot Grrrl macht neuerdings auf Daisy Duck.
Review von Alexander CordasDumpf brummelt der Bass. Im Hintergrund ist eine weibliche Stimme zu hören, die "Ah ah ah" flüstert, bevor mit einem soften Beat die Schlagzeug-Samples einsetzen. Anjali haucht-seufzt "Misty Canion" über Blubber-Effekte, Streicher-Versatzstücke und eine Sehnsuchtsmelodie. Die Stimmung setzt "Asian Provocateur" fort, mit dem Unterschied, dass eine dezent twängelnde Gitarre den Hintergrund ausfüllt. Wieder verblasener Gesang, der irgendwo in oberen Regionen rumflirrt.
Das mag unter Zuhilfenahme diverser Rauschmittel eventuell sexy klingen, führt im nüchternen Zustand aber zu Kopfschmerzen. Skip, nächster Track. Darf doch nicht wahr sein. Die Frau kennt kein Erbarmen. Kaum zu glauben, dass die Lady mal bei den Voodoo Queens ganz andere Töne von sich gegeben hat. Die Vermutung macht sich breit, dass sie bei einem Auftritt der Riot Grrrls ihre Stimmbänder bis auf ein paar kümmerliche Überreste auf den Boden der Bühne gerotzt hat. Anders ist das Verharren auf ein und demselben Gesangs-Stil über 51 Minuten kaum zu erklären.
Aber "The Wolrd Of Lady A" hat auch überraschende Seiten, und zwar genau dann, wenn Anjali Bhatia mal für ein paar Augenblicke die Schnauze hält und die Musik für sich sprechen lässt. Denn die weiß durchaus zu gefallen. Neben dem unvermeidlichen indisch-exotischen Einschlag hat Frau Anjali an der ein oder anderen Ecke nette Songideen parat. Das Instrumental "Turn It On!" macht den Titel zum Programm. Über eine funky Bassline zittern sich psychedelische Waber-Klänge und eine Straßen-von-San-Francisco-eske Klampfe gegenseitig hoch. Leider nur für vier Minuten, denn dann nervt Anjali trotz coolem Rhythmus und netten Sixties-Songideen durch ihr auf die Dauer fast unerträgliches Organ.
Big Band-Sounds und verzwirbelte Effekte machen noch lange keine gute Platte. Da können Streicher noch so sehr fideln, stylish ist anders. "Ich glaube, ich war ein wenig verrückt, als ich beschlossen habe, Musik mit elektronischen Mitteln zu machen" lässt sie im Interview verlauten. Erstens sind genau die Leute langweilig, die sich selbst als verrückt bezeichnen, und zweitens: bitte ersetzen sie die Vergangenheitsform durch Präsens.
Lounge oder softe Klänge haben durchaus interessante Seiten zu bieten, doch in derart selbstdarstellerischem Gequäke geht selbst der beste musikalische Vorsatz in einem Daisy Duck-ähnlichen Arien-Furioso unter. Ne ne Frau Anjali. So nicht!
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