laut.de-Kritik
Schöne Augen sind nicht alles, was Anouk zu bieten hat
Review von Daniel StraubIn ihrem Heimatland, den Niederlanden, ist sie bereits ein Star. Ihr erster Longplayer wurde in Holland auf Anhieb in Platin gegossen und auch bei den schwedischen Nordlichtern reichte es immerhin noch für Gold. Daß die Erwartungen an das neue Album "Urban Solitude" deshalb beinahe in den Himmel wachsen, versteht sich von selbst, nicht zuletzt, weil Anouk allgemein als Liebling der Kritiker gilt. Einzig der kommerzielle Erfolg (sprich der Durchbruch auf dem großen deutschen Markt) wollte sich bis jetzt nicht so recht einstellen. Mit "Urban Solitude" könnte sich dies in absehbarer Zeit ändern.
Gefühlsbetonte, einzig von der Melodie der Akustikgitarre getragene Balladen, wie "Tom Waits" oder "Michel" wechseln sich mit funkigen Rocknummern wie "The Dark" ab; daneben möchte man mit Stücken wie dem Titeltrack "Urban Solitude" und der geheimen Hitsingle "R U Kiddin' Me", die einen genügend großen Anteil "Pop-Appeal" aufweisen, die "MTV- und VIVA-Generation" ansprechen, wie es im Presseheft hoffnungsvoll heißt. Wenn sie sich da mal nicht verschätzt haben.
Nicht, daß es sich nicht lohnen würde, das ein oder andere Stück von "Urban Solitude" anzuhören, doch deswegen gleich die ganze CD kaufen? Ok, Anouk sieht gut aus und hat zudem soviel Geld, daß sie sich zwei Schneidezähne aus Gold leisten kann. Alles gut und schön. Doch bei einer CD geht es in erster Linie um den Sound, der sich auf der runden Scheibe verbirgt, und hier liegt der Hund begraben. Was der Niederländerin fehlt, ist ein eigenständiges musikalisches Profil. Zu offensichtlich sind die stimmlichen Parallelen zu Künstlerinnen wie Sheryl Crow, Alanis Morissette und Bands wie den Cranberries oder den Guano Apes. Zwar wird dann jeder beim ersten Hören denken: Oh, das ist gar nicht schlecht und bekannt klingt es auch." Ob sich das in den Verkaufszahlen niederschlagen wird?
Doch mal sehen. Vielleicht wird ja alles auch ganz anders: Die Platte verkauft sich wie verrückt und auf den bevorstehenden großen Festivals des Jahres wird uns ein neuer Stern präsentiert: Anouk mit den Goldzähnen. Wundern würde es mich jedenfalls nicht.
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