laut.de-Kritik
Für anspruchsvolle Fans.
Review von Martin TenschertRichard James aka Aphex Twin liefert nach "Syro", der für seine Verhältnisse eher zarten, aber doch etwas faden Biskuitrolle, nun mit "Computer Controlled Acoustic Instruments Pt.2" wieder freakigeres Material für anspruchsvolle Fans des Synthie-Königs. Dreizehn Klangexperimente vom feinsten.
Allerdings klöppelt James eher zaghaft drauf los und sein dezidierter Kunstanspruch ist nicht unüberhörbar. Die Tracks haben keine Überlänge, das jazzig trippige "diskhat12 etwa erzählt seine Geschichte in zweieinhalb Minuten.
Dem Klavier als klassischstem aller klassischen Instrumente schenkt diese EP besondere Aufmerksamkeit: "pianoun10ithappened" erstaunt mit seinem meditativen Groove, Keith Jarrett anstatt Windlowlicker wäre also eine ausbaufähige Option für die Zukunft. Schön, dass man trotzdem noch gut "mitkommt", also durchaus auch für Neuankömmlinge geeignet.
"DISKREPT4" überzeugt mit schlichtem Kinderliedcharakter zu Beginn, der immer dichter und vertrackter wird. Typisch für den Zwilling, aus simplem Ausgangsmaterial einen Klangpalast wie aus synthetischem Palisander zu errichten.
Dieser Punk Spirit treibt dann auch Blüten wie "snar02", ein einziger Trommelwirbel, der nämlich ins Nichts führt. Kunst darf halt alles, hat Dieter Bohlen evtl. einmal gesagt.
Andererseits handelt es sich hier selbstredend auch nicht um Clubtracks, sondern Klanginstallationen, die eher ins Guggenheim als ins Berghain gehören, also ist der Bruch mit dem Erwartbaren nur folgerichtig.
Der Hörer wird jedenfalls aufgefordert, sich auseinanderzusetzen, dabeizubleiben und sich fürs Bügeln vielleicht dann doch andere Musik herauszusuchen. Progressiv und voller Produzentenelan, Aphex Twin hat es zum wiederholten Male richtig gemacht.
3 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Unglaublich interessant!
Für Leute denen neue Musik zu abstrakt/ungreifbar istm aber keine Lust auf simple Tanzmusik haben.
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass man die Vinyl sowohl auf 33 und auf 45 abspielen kann (steht auch am Label), ohne dass es merkwürdig klingt- manche Passagen klingen sogar fast gleich. Er muss die Frequenzen so gewählt haben, dass manches trotz des Shifts annähernd identisch klingt... großartiges Album.