laut.de-Kritik
Auf der Bühne leider schwachbrüstig und blutarm.
Review von Ulf KubankeDie Liste gelungener Elektro-Livealben ist nicht lang, erst recht nicht im Future-Pop Bereich. Nun servieren die mitunter amtlich rockenden Apoptygma Berzerk ihr in Köln mitgeschnittenes Konzertalbum "Imagine There's No Lennon".
Der zum 30. Todestag des Beatle gewählte Titel suggeriert bedeutungsschwanger etwas Großes oder zumindest musikalisch nicht ganz Unbedeutendes. Auch die buchartige Aufmachung der CD/DVD Kombination ist künstlerisch durchaus geglückt. Ein mitreißendes Livedokument ist die Platte gleichwohl nicht.
An der Setlist lässt sich nicht rummäkeln. Pflichtnummern wie "Until The End Of The World" vom Überalbum "Harmonizer" mischen sich mit den erstmals bühnenerprobten tollen neuen Stücken der "Rocket Science"-Ära. Die Umsetzung fällt indes schwachbrüstig und blutarm aus. Man spürt nicht den geringsten Reiz, diese Liveaufnahmen auch nur einmal den gelungenen Studioversionen vorzuziehen.
In beinahe jedem Song animiert Bandchef Stephen Groth das Publikum mit Cologne!. Das funktioniert in der Halle ganz gut. Doch was die beinharten Berzerkfans mobilisiert, mutiert für den Hörer und Zuschauer am heimischen Gerät schnell zum nervigen Skipfaktor. Die Arrangements klingen nicht anders und der Atmosphäre eines Gigs angepasst. Sowohl Gitarren als auch die Elektro-Elemente plätschern drucklos, ohne Dynamik, dafür aber mit totalem Mangel an innerer Dramaturgie, dahin.
Der Gesang Groths reißt leider nichts heraus. Ein großer Vokalist war der Skandinavier ohnehin noch nie, on stage klingt die Stimme vor allem in der ersten Hälfte der Stücke kraftlos und fast erschöpft. Doch gerade Tracks wie "Asleep Or Awake?" und vor allem das Volumen einfordernde tolle "Shadow" brauchen deutlich mehr Power. So geht jede Ausstrahlung komplett flöten. I'm in despair, I'm beyond repair. So klingt das leider auch.
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