laut.de-Kritik
Als würde Bootsy Collins auf die Flaming Lips und Ween treffen.
Review von Dominik KrausBisher veröffentlichte der Amerikaner Ariel Pink ausschließlich ullkig klingende Lo-Fi-Scheiben. Und das nicht zu knapp, so stehen für den exzentrischen Herrn bisher ca. 17 mehr oder weniger dodgy anmutende Veröffentlichungen zu Buche. Umso größer die Überraschung, dass er mit seinen Haunted Graffiti-Brüdern nun erstmals ein soundtechnisch recht konventionelles Album auf seine Jünger loslässt.
Konventionell deshalb, da hier so gut wie nichts knistert, knattert, rauscht. Das heißt aber noch lange nicht, dass da nicht mit seltsamen Mischungen, Halleffekten oder ähnlichem experimentiert würde. Aber der eigentliche Sound liegt voll im grünen Bereich, genauso wie die Songs auf "Before Today", auch wenn der eine oder andere leicht verschallerte und watteweiche Ausflug ins LaLaLand dabei ist.
Zitiert wird natürlich auch wieder mächtig. Und zwar gekonnt und mit viel Humor. War da nicht eben Roy Ayers im Haus? Kommt das Sax nicht aus der Baker Street? Und so tauchen immer wieder vertraut klingende Fetzen aus 60s-Soul, 70s-Funkund 80s-Pop auf, die in solch kreativ-sprudelnder Manier zu einem recht einzigartigen Pop-Propeller zusammengemischt sind, dass es eine wahre Freude ist. Meistens jedenfalls.
Stücke wie "Bright Lit Blue Skies", "Round And Round" oder "Can't Hear My Eyes" können einem jedenfalls schon mal durch den Tag helfen. Wenn bei "Round And Round" der Chor sein mehrstimmiges "Hold on / I'm calling / Call me back / To the ball and we'll dazzle them all / So hold on" anstimmt, geht die Sonne auch nachts um zwei auf. Hitverdächtig.
Und auch der Rest von "Before Today" tuckert und pluckert munter und stets gefällig vor sich hin, so dass man die Scheibe auch gerne ein- oder zweimal am Stück durchhört. Und wenn man aufmerksam den Texten lauscht, kann einem auch mal ein wenig mulmig werden - was zum Teufel sind eigentlich "Butt House Blondies"?
Doch von Zeit zu Zeit ist "Before Today" genau DIE Platte, die man auflegen muss, um eine dreiviertel Stunde guten, schmutzigen Spaß zu haben. Dann küsst Bootsy Collins die Flaming Lips, und die Gebrüder Ween schauen verblüfft aus der Wäsche und merken, dass sich da gerade jemand anschickt, den lange Zeit reservierten Thron des Königreiches Indie-Freakhausen zu besteigen. Für die Zukunft sehe ich jedenfalls durchaus pink.
2 Kommentare
Etwas vorsichtige Abschlussbewertung für einen ziemlich euphorischen Text. Die Beschreibung macht schon mal Bock auf mehr!
mhh, die metacritic wertung ist recht hoch. bei indie music bin ich bisher immer recht gut mit metacritic geflogen. muss ich mal reinhören.