laut.de-Kritik
Elektronische Musik mit Herz, Seele und Sexappeal.
Review von Michael SchuhLAUT: So ihr beiden, könnt ihr euch kurz vorstellen?
AC/3D: Gerne! Wir sind virtuelle Alter-Egos von den niederländischen Real Life-Musikern Gerry Arling & Richard Cameron.
LAUT: Sorry! WAS seit ihr?
AC/3D: Virtuelle Alter-Egos! Arling & Cameron äußerten den Wunsch, von sich eine digitale Kopie herstellen zu lassen, um sich von dem oftmals aufreibenden Teil im Show-Biz zu befreien.
LAUT: Aha. "We Are A & C" ist das vierte Werk eurer Alter Egos Arling & Cameron. Was erwartet den Hörer?
AC/3D: Den Hörer erwartet musikalisch eigentlich alles, schau' dir nur mal die Greetings-Liste im Booklet an: da trifftst du auf klasse Musiker wie Konishi Yasuhara von Pizzicato Five, Prince und Neil Young. Die Beatles bekommen ebenso ihren Gruß ab wie die deutschen EBM-Vorreiter D.A.F., Cabaret Voltaire und Filmmusiker John Williams. Alles Namen und insbesondere Stile, die wir verarbeitet haben. Lounge, Rap, R'n'B, Japan Pop, New Wave, Latino Funk, Trip Hop, Club-Pop, Drum'n'Bass etc. Sogar den Hauch von Headbanging tauglichen Riffs bekommt man zu hören!
LAUT: Mmmh, ihr meint also, Arling & Cameron haben sich von den oben genannten Musikern bzw. Stilrichtungen beeinflussen lassen?
AC/3D: Nicht unbedingt, aber sie fließen mit ein.
LAUT: Kapier' ich jetzt nicht 100%ig, aber macht nichts. Und was ist mit den anderen Namen in der Greetings-Liste? Fließen die auch mit ein? David Copperfield? Steven Spielberg? Andy Warhol?
AC/3D: Ha ha, du bist gemein! Zur Beantwortung dieser Frage wurden wir nicht programmiert! *lol* Schau': alles ist recht einfach. Arling & Cameron sind Eklektiker ...
LAUT: Also jemand, der "in unschöpferischer Weise nur Ideen anderer verwendet", um mal aus dem Duden zu zitieren. Sprich: ihr klaut.
AC/3D: Es geht ihnen um völlige musikalische Freiheit! Im Grunde ist ihre Musik nämlich die wahre Weltmusik, da sie viele unterschiedliche Stilrichtungen aus der ganzen Welt verbindet, ohne sich um Konventionen und ähnliches zu richten. Schauspieler, Filmemacher, Künstler, sie alle tragen doch zur (Pop-) Kultur bei. Deshalb die Grüße an sie. Aber es gibt auch Gastmusiker.
LAUT: Natürlich, danke für den Hinweis. Zum Beispiel die Chinesin Agi in dem tollen New Wave/Disco-Stück "Freedom Right Now" und Francoise Cactus von Stereo Total in dem ebenso sehr wavigen "Dirty Robot".
AC/3D: Welches übrigens hier in Europa die erste Single-Auskopplung ist.
LAUT: Dann bedanke ich mich für eure Mithilfe.
AC/3D: Auch dafür wurden wir geschaffen!
LAUT: ... und überlasse jetzt die finale Beurteilung eures Albums der werten Hörerschaft. Für mich wurde hier ein zeitloses Popwerk geschaffen. Zeitlos wegen dem Bogen zwischen Gestern und Heute und Morgen. Nicht alles war früher besser und vieles in der Zukunft macht Angst. Nichts war und ist so grausam wie die Gegenwart, aber Arling & Cameron beweisen, dass es elektronische Musik mit Herz und Seele, mit Sexappeal und Tiefenwirkung geben kann. Nicht alle ihrer 17 Songs auf der Platte werden diesem Anspruch gerecht. Nur von zuviel Perfektion zu träumen kann auf Dauer sehr frustrierend sein. Bei manchen dauert das Warten darauf vier Jahre. Bei Arling & Cameron hat man vielleicht auf dieses Non-Plus-Ultra verzichtet, um etwas schneller ein nicht ganz perfektes Werk abzugeben. Genau die richtige Einschätzung, um auf unserer Skala vier Punkte anzugeben. Sagen übrigens auch AC/3D!
AC/3D: Wir kommen wieder zu euch!
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