laut.de-Kritik

Opulent und organisch in Richtung Stadion.

Review von

Mit einem neuen Label im Rücken (Better Noise Music) und den Erinnerungen an eine höchst emotionale Produktionsphase im Kopf (Die Ur-Besetzung der Band hat sich zu Beginn des Jahres zum ersten Mal seit zehn Jahren mal wieder gemeinsam in einer ausgewählten Songwriting-Location versammelt), fiebern die Herren von Asking Alexandria nun schon seit mehreren Wochen und Monaten dem Release-Tag ihres neuen Studioalbums "See What's On The Inside" entgegen. Nun liegt der Nachfolger von "Like A House On Fire" endlich auf dem Tisch. Viel Eingewöhnungszeit braucht man nicht.

Wer auf atmosphärischen, modernen Arena-Rock abfährt, der bekommt bereits mit dem Opener ordentlich was geboten. Dank einer wieder einmal satten Produktion bahnen sich krachende Gitarren und wuchtige Drums spielend leicht ihren Weg ins Stadion. Beklemmende Gefühle wie Einsamkeit, Furcht und Ohnmacht bestimmen das lyrische Bild ("Alone Again").

Musikalisch schlägt die Band nach allen Seiten aus. Fette Riffs vereinen sich mit melodiösen Strophen. "Faded Out" ist Ekstase pur. Dem höchst eingängigen Refrain folgt ein aggressiver Mittelteil mit wütendem Schreien und einem nach Luft japsenden Danny Worsnop am Mikrofon.

"Never Gonna Learn" pendelt zwischen hart und zart. Abgedämpfte Powerchords machen Platz für einen weiteren Refrainausbruch für die Massen ("If I Could Erase It"). Wesentlich organischer als auf ihrem letzten Album und weitestgehend ohne elektronische Einschübe präsentiert sich die Band wie ein wuchtiger, energiegeladener und bis zum Rand vollgetankter Metalrock-Bulldozer.

Danny Worsnop zieht alle Gesangsregister. Egal ob singend, schreiend, stöhnend oder brüllend: Der Frontmann hat sein Organ bestens im Griff und weiß zu jeder Zeit, wie er seine Stimme optimal einsetzt. Nach dem eher ruhigen "Find Myself" schieben Asking Alexandria mit "You'Ve Made It This Far" einen poppigen Ohrwurm hinterher, bei dem sich Worsnop leidend und schluchzend die Seele aus dem Leib singt.

Mit "Misery Loves Company" hauen Asking Alexandria zum Finish hin einen weiteren zwischen Metal, Pop und Rock pendelnden Kracher raus, der das komplette Album noch einmal musikalisch und stimmungstechnisch in vier Minuten zusammenfasst. So winken Fans der ersten Stunde, die sich eine Rückkehr zu alter Härte erhofft haben, ernüchtert ab, während nicht ganz so festgelegte Hörer mit einem Faible für atmosphärische, experimentelle und bisweilen auch leicht poppige Metalrock-Klänge hier vor Freude im Dreieck springen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Alone Again
  3. 3. Faded Out
  4. 4. Never Gonna Learn
  5. 5. If I Could Erase It
  6. 6. Find Myself
  7. 7. You've Made It This Far
  8. 8. See What's On The Inside
  9. 9. Misery Loves Company
  10. 10. Fame
  11. 11. The Grey

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3 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 3 Jahren

    Ausserhalb von Wacken, hat derartige Rockmucke, schon vor Corona, in keiner Arena oder Stadion eine große Rolle gespielt. Da hilft es auch nichts, das der von mir geschätze Kai, sie oder Ähnliches in selbige, am liebsten herein schreib. Bis Mitte gehe ich ja begrenzt mit, spätestens ab da nehmen die Filler leider die Herrschaft und wollen im Clubkeller aussortiert werden und gegen ältere einer Fanbase bekanntere Stücke ausgetauscht werden. Leider? Nö, ich mag Clubkeller und las die uns erstmal wieder, voll machen.

    3/5 wohlwollend

    P.S.: Chester Bennington ist leider nicht mehr unter uns, das war der letzte, der Stadien auch heute voll bekommen hat, als Alternativ Rocker.

  • Vor 3 Jahren

    Parkway Drive, Bring me the Horizon, nun eben Asking Alexandria. Alles mal geile Bands (Reckless and Relentless war ein Über-Album). Immer soll einem der Weg hin zu soft und Mainstream als Weiterentwicklung und Reife verkauft werden. Es nervt mich, als Fan der härteren Gangart und originärer Fan der o.g. Bands, mittlerweile arg. Ich frage mich da immer, ist damit wirklich mehr Kohle zu machen? Bei den YouTube-Clicks scheints nicht so zu sein und ich mutmaße, dass sich die wenigsten Mainstream-Fans Merch kaufen und zu den Konzerten gehen... die Clicken bei Spotify, oder hörens im Genreradio. Wenn's schiefgeht kommt halt die Storyline "Zurück zu den Wurzeln" und man versucht sich in Selbstreferenz und Eigenzitaten (Metallica). Sorry, musste mal raus. Keine Kohle dafür von mir. Zwei Sterne, weil die Typen instrumental gut sind... und der alten Zeiten wegen (Closure usw.).

    • Vor 3 Jahren

      wo war post human: survival horror denn soft?

    • Vor 3 Jahren

      Uff, die ersten BMTH Platten sind halt einfach nur kacke. Bester Beweis wieso härter nicht gleich besser ist

    • Vor 3 Jahren

      Bei Bring me the Horizon ist auch nicht eine durchgängige Softnes das (mein) Problem, sondern dass mir da die Stringenz fehlt. Die sind halt komplett ins Experimentelle abgeglitten. Zwischen Pop und vorkopftem Noise ist da halt alles dabei. 3/4 der neuen Sachen finde ich persönlich nur anstrengend. Wer's nicht kennt, käme nie darauf, dass die mal richtig geilen Deathcore gemacht haben, mit richtig mitreißenden Grooves. Mir geht es auch gar nicht um einzelne Veröffentlichungen, sondern den Trend dieser (und anderer) Bands, dass "anders" nicht automatisch "besser" heißt und dass eine Entwicklung, hin zu mainstreamigerer Musik nicht per se eine zu goutierende Entwicklung ist. Wie gesagt, ist alles nur mein subjektives Empfinden.

  • Vor 3 Jahren

    @De_Chef
    Nein, härter heißt generell auch nicht automatisch besser. Es gibt genügend Beispiele, wo Bands durch schneller, härter und "technical shit" überzeugen wollen, aber es kommt halt nix Geiles dabei raus. Mir geht es auch eher um Bands, die ihr Standing und ihre Fanbase aufgrund "ihrer" Härte haben und dann ihren "Signature-Sound" zugunsten eines vermeintlich breitenkompatibleren Sounds richtung Mainstream verändern, oder ganz aufgeben.