laut.de-Kritik
Ein Dutzend Hymnen für die große Manege.
Review von Jan HassenpflugWas sich beim Comeback von Atreyu 2015 bereits abgezeichnet hatte, ist nun unüberhörbar: Die einstigen Metalcore-Pioniere fühlen sich reif für die ganz große Manege. So klingt es zumindest, denn in den kleinen Klubs dieser Welt haben die schallenden Hymnen der Kalifornier kaum mehr Platz zum Atmen.
Wenn "In Our Wake" eine Erkenntnis bereithält, dann die, dass keiner der zwölf Songs ohne einen bombastischen Power-Refrain auskommt. Drumherum wimmelt es nur so von "Oh Ohs" und "Yeah Yeahs". Das klingt erstmal verdammt unspannend? Ist es auch und trotzdem stimmig genug, um den ein oder anderen Ohrwurm rauszukitzeln.
Dass die Platte gleich mit viel Pathos und durchsichtiger Faust in die Höhe-Plattitüde eröffnet, geschenkt: "We're moving the mountains, we're making a change. Drink youth from the fountain before it's too late". Die Ziele sind ambitioniert, der Glaube daran setzt sich nur selten durch.
Was Alex Varkatzas zerknautschte Stimme in den Strophen und Zwischenteilen verbockt, muss Brandon Saller in Bestform wieder gerade rücken. Das Stimmvolumen des singenden Schlagzeugers ist einmal mehr das Herzstück aller Nummern: "House Of Gold" schunkelt sich enthusiastisch warm, "The Time Is Now" geht glatt als Radio-Rockhymne durch und "Nothing Will Ever Change" bringt Tempo und Melodie durchaus hörenswert in Einklang.
Wer schon so konsequent mit klassischen Rock-Ingredienzen hantiert, darf die gute alte Ballade natürlich nicht liegen lassen. "Terrified" greift das rappende Thema aus "Blind, Deaf & Dumb" zunächst (zum Glück) nur in abgespeckter Form wieder auf. Im Refrain dürfen dann die Smarthphone-Taschenlampen gezückt werden.
Zwölf Tracks ohne Interlude, Intro- oder Outro-Firlefanz, das verdient Anerkennung. Songs mit weniger Profil ("Into The Open", "Safety Pin" oder "No Control") lassen sich da gleich leichter verschmerzen. Zumal mit "Anger Left Behind" auf der zweiten Albumhälfte noch ein nettes Schmuckstück in den Startlöchern steht.
Wie für die bescheidene Stadion-Bühne geschrieben, trägt "Super Hero" zum Showdown noch mal so richtig dick auf. Immerhin funktioniert die Strophe hier zum ersten Mal besser als der Chorus. Das liegt einzig daran, dass nicht Varkatzas, sondern Aaron Gillespie ("Underoath") und M. Shadows ("Avenged Sevenfold") dem Track ihre Stimmen leihen. Im letzten Atemzug sind sie also doch noch für eine Überraschung gut.
3 Kommentare
müll!
ist "House of gold" nachspielversion des hank williams gassenhauers?
Immerhin, mit dem Auryn hat er damals Recht gehabt.
War mir bis eben ehrlich gesagt gar nicht bewusst, dass Ende auch international so eine Nummer war. Und wieder was gelernt.