laut.de-Kritik
Vielschichtiges Werk, das am Ende übers Ziel hinaus schießt.
Review von Toni HennigAvatarium entstanden einst als Nebenprojekt von Candlemass-Bassist Leif Edling. Der zog sich jedoch 2014 gesundheitsbedingt von Liveauftritten zurück und verließ 2017 offiziell die Band. Beim mittlerweile sechsten Album der Schweden "Between You, God, The Devil And The Dead" verantwortet das Ehepaar Jennie-Ann Smith (Gesang) und Marcus Jidell (Gitarre) das Songwriting.
"Long Black Waves" leitet die Scheibe mit heavy Riffs ein. Das Tempo nimmt die Band aber schnell heraus, um der bluesigen Stimme Smiths und den gefühlvollen Soli Jidells Raum zur Entfaltung zu geben. Gegen Ende hin nimmt der Song an Dramatik zu und sorgt für wohlige Schauer über den Rücken. Das etwas treibendere "I See You Better In The Dark", das in der zweiten Hälfte mit einem gniedeligen Solo aufwartet, knüpft nahtlos an diese bluesrockige Ausrichtung an.
Es folgt mit "My Hair Is On Fire (But I'll Take Your Hand)" ein recht intimer Track, den Pianoklänge, Trauermarschrhythmen an den Drums, schwere Zeitlupenriffs und trauriger Gesang durchziehen. Auch "Lovers Give A Kingdom To Each Other" gestaltet sich mit vordergründig akustischen Tönen und brüchigen Vocals nicht unbedingt fröhlicher.
Deutlich kraftvoller fällt dagegen das von groovig schweren Riffs, Hammondorgelklängen und energischem Gesang geprägte "Being With The Dead" aus, so dass Doom-Fans voll auf ihre Kosten kommen. "Until Forever And Again" verbreitet mit wuchtigen Gitarren- und Drumtönen, dunklen Orgelsounds und beschwörend okkulten Vocals eine fast schon apokalyptische Endzeitstimmung. Demgegenüber erweist sich "Notes From Underground" als reines Instrumental, das von Percussions und orientalisch anmutenden Melodien an den Saiten lebt. Ganz nett, aber nichts, was vom Hocker reißt.
Das Titelstück kommt zunächst als emotionale Pianoballade mit etwas Gitarrenbegleitung daher. Der zum Feuerzeug schwenken animierende Singalong-Schlussteil schießt jedoch über das Ziel hinaus. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Insgesamt legen Avatarium ein klanglich und emotional vielschichtiges Album vor, das die klassischen 60er- und 70er-Jahre-Vorbilder der Band wie Janis Joplin, Led Zeppelin, Black Sabbath oder Deep Purple deutlich erkennen lässt, dem gegen Ende jedoch etwas die Puste ausgeht. Auch hätte die Scheibe die ein oder andere Hook mehr vertragen können, denn bis das Material zündet, vergehen einige Durchläufe. Zumindest treten die Schweden auch mit dieser Platte weiter aus den Fußstapfen von Candlemass hinaus, ohne ihre harten Wurzeln zu verleugnen.
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