laut.de-Kritik
Elfmal 'Mein Stern': Harmloser Deutsch-Soul mit verschenkter Stimme
Review von Rainer HenzeEs spült zur Zeit ein Lied über die Radiowellen der Republik, das gute Chancen hat, am Ende des Jahres in meiner ganz persönlichen Hitliste einen Spitzenplatz einzunehmen - in der Kategorie "Peinlichster Lieblingssong". Mit "Mein Stern" macht sich Ayman auf, das Deutsch-Soul-Monopol eines Xavier Naidoo zu brechen.
Nun steht das Album zur Hitsingle in den Regalen: "Hochexplosiv" heisst es, und "inkl. Mein Stern" steht gleich unter dem Titel auf dem Cover. Das ist masslos untertrieben: Die Platte ist "Mein Stern" - und zwar elfmal, in nur minimaler Variation.
Zwar hat das Produzententeam seine Hausaufgaben gemacht, die erfolgreichen Chartsproduktionen von Backstreet Boys bis Britney Spears eingehend analysiert, dem Ganzen sogar noch einen stellenweise richtig funkigen Bass beigefügt und in "Aus Der Dunkelheit" feine Latino-Sprengsel untergemischt, dennoch will der Funke nicht zünden, kommt nach drei bis vier Songs die Langeweile auf.
Hu-uhuhh-yeah-i-yeah-wo-ho. Auch messagemässig gibt man sich sichtlich Mühe, Vielfalt zu gewährleisten. Die Songs handeln nicht nur von Liebe, sondern auch von verlorener Liebe. Nein, im Ernst: Zwei Drittel der Texte müssen an einem besonders glückseligen Sonntagnachmittag entstanden sein, der Rest an einem verregneten Montagmorgen.
Ärgerlich ist das alles deshalb, weil hier mal wieder eine wirklich grossartige Stimme an den banalen Plätschersoul verschenkt wird. Und richtig dumm wird es, wenn der englisch rappende Standard-MC loslegt, das erinnert dann an Modern Talking ("wir brauchen da einen Räbber"). Warum hat man nicht eines der derzeit zahlreich vorhandenen Deutschrap-Talente engagiert, um der Scheibe ein wenig Spannung zu geben?
"Hochexplosiv" trägt immerhin dazu bei, dass Soul made in Germany häufiger, wenn auch zunächst nicht vielfältiger wird. Naidoo kann sich beruhigt wieder setzen, falscher Alarm, keine Explosionsgefahr.
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