laut.de-Kritik
Geradeaus und ohne Umwege voll auf die Zwölf.
Review von Toni HennigBaest avancierten innerhalb von vier Jahren zu den größten Death Metal-Senkrechtstartern Dänemarks. Neben zahlreichen Festival-Auftritten, etwa beim Roskilde oder dem Summer Breeze spielten sie im Vorprogramm von Hatebreed und Abbath, besuchten eine Morning Show ("Go Morgen Danmark") und heimsten zwei Gaffa Awards für das beste Metal-Album und den besten Newcomer ab. Dazu kam schließlich eine eigene Dokumentarserie über ihre Europa-Tour mit Decapitated auf dem DR-Kanal des dänischen Nationalfernsehens namens "Den Satans Familie".
Das neue Album der Band aus Aarhus knüpft inhaltlich nahtlos an den 2018er-Vorgänger "Danse Macabre" an, der sich um Dantes "Die Göttliche Komödie" drehte. Jeder ihrer Songs bilde einen eigenen "Kreis der Hölle", besitzen eine "unterschiedliche Atmosphäre" und vermitteln verschiedene Perspektiven der "Idee" der Platte, so die Dänen in einem Gespräch. Das ist ihnen gelungen.
Neben Highspeed-Brechern wie "Vitriol Lament" finden sich Groove-Bomben wie "Gula", komplexe Break-Monster im Stile später Death wie "Nihil" und "As Above So Below", atmosphärische Schwedentod-Walzen wie das Titelstück und "Heresy" sowie mit "No Guts, No Glory" ein Bolt Thrower-Cover, das jedoch nicht an die unmittelbare Härte des Originals heranreicht. Der Sound kommt dabei kraftvoll und dynamisch aus Boxen. Den leidlich bekannten Kompressionsmatsch in diesem Genre vernimmt man hier glücklicherweise nicht.
Für Abwechslung ist also gesorgt, obwohl die tiefen Growls von Simon Olsen ihren Zweck ausnahmslos erfüllen, nämlich eine abgründig düstere Stimmung zu schaffen. "Vitriol Lament" gibt geradeaus und ohne Umwege voll auf die Zwölf. "Gula" ertönt dagegen im erbarmungslosen Midtempo, durchkreuzt von schnelleren Passagen. Dabei gestaltet sich die Rhythmus-Sektion um Gitarrist Svend Karlsson und Drummer Sebastian Abildsten immer druckvoll.
"Nihil" lebt vom progressiven, an Chuck Schuldiner angelehnten Lead-Gitarren-Spiel Lasse Revsbechs, während das Schlagzeug mühelos innerhalb kürzester Zeit zwischen verschiedensten Takten wechselt. Im Grunde genommen hätte die Nummer auch auf Deaths 95er-Werk "Symbolic" eine gute Figur abgegeben. Das Titelstück bietet wiederum pechschwarze Finsternis mit melodischen Einschüben im Dissection-Stil und wütet zudem wieder größtenteils in uptempolastigen Gefilden. Nach kurzer akustischer Verschnaufpause in "Styx" verfeinern sie ihre oldschoolige Mischung.
Vor allem "As Above So Below" sticht besonders hervor. Eine sehr treibende Rhythmus-Sektion trifft auf hymnische Leads, die ein wenig Entspannung bringen. Dazu garniert man die Nummer mit knackigen Soli und der eingängigsten Hook des gesamten Albums. Ebenso überzeugt "Heresy" auf ganzer Linie, das sich im stampfenden Midtempo seinen Weg durchs Dickicht bahnt, ohne dass man auf Raserei verzichten muss. Außerdem kommt zwischenzeitlich sogar die melodische Klasse früher In Flames zum Tragen. Da halten "Sodomize" und "Empty Throne" nicht ganz mit, da sich der Ideenreichtum allmählich erschöpft, aber zumindest der letztgenannte Track lässt mit variabler Saiten-Arbeit noch einmal aufhorchen.
Insgesamt servieren uns Baest mit "Venenum" ein Death-Metal-Gourmet-Menü, das für Fans von Death, Morbid Angel, Dissection, Entombed oder Bolt Thrower genauso schmackhaft ist wie für Neuentdecker, die eventuell erst mit Bands wie Tomb Mold zum Todesstahl fanden.
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