laut.de-Kritik
Die Totenkopfband will es allen recht machen.
Review von Sven KabelitzNach dem letzten Band Of Skulls-Longplayer "By Default" stieg Schlagzeuger Matt Hayward aus. Russell Marsden und Emma Richardson stehen nun alleine als Cindy & Bert des Garage Rock da. Wobei sie ihre Garage schon längst mit Plüsch ausgepolstert und jeder Menge Gelärsch vollgestopft haben. Weich gepolstert folgen die den Wegen, die lange vor ihnen The White Stripes oder The Black Keys beschritten haben.
Im Studio übernahm nun Julian Dorio das Schlagzeug. Das sich nun etwas ändern soll, verdeutlicht bereits die Wahl von Richard X (Pet Shop Boys, Sugababes, Goldfrapp) als Produzenten. Die Totenkopfband experimentiert etwas mit Elektronik, etwas Country, etwas Funk, ein wenig Pop. Jedoch nicht zu viel, um ja keinen alten Fans zu verprellen.
Unverständlich bleibt auch auf Album Nummer fünf, warum der stimmlich doch arg begrenzte Marsden, der über die Range einer leeren Wasserflasche verfügt, den größten Teil der Tracks singt. Natürlich wäre es leise im Wald, wenn nur die talentiertesten Vögel singen. Dass aber Richardson, die über eine um längen bessere Stimme verfügt, die meiste Zeit im Hintergrund agiert und nur in "Sound Of You" die Hauptrolle übernimmt, bleibt schwer nachzuvollziehen. Folgerichtig gerät der atmosphärische Track, über dessen pumpender Bassline die Gitarren und Emmas Stimme regelrecht schweben, zum Highlight des Albums.
Gleich der Opener "Carnivorous" mag alles verändern und ganz düster rocken, bleibt aber hüftsteif und hölzern. Die Gitarre schlägt fleißig afroasiatische Haken, Schlagzeug und Bass treiben voran, aber all dies klingt zu aufgeräumt und verliert durch Matts verzerrte Stimme jeden Funken an Energie. Das interessanteste am Stück bleibt, dass man im Refrain anstelle von "So carnivorous, nivorous, nivorous, nivorous" schnell " So caught Syphilis, Syphilis, Syphilis, Syphilis" verstehen kann. So erhält das Stück wenigstens einen unfreiwilligen Spaßfaktor.
In den Songstrukturen und Texten reiht sich ein Rock-Klischee an das nächste. "Cool Your Battles" versucht sich als tanzbarer Anti-Kriegs-Song zum munter Mithüpfen und bleibt textlich unfassbar tumb. "So what happened to the peace and love / Sat there somewhere up above", startet Hayward, um im Refrain noch ein "Cool your battles / Stop the hatin'" draufzusetzen. Dabei zählt dies noch zu den gelungenen Momenten. Dagegen stehen im Pseudo-Funk "Gold" unzählige Perlen wie "Never lonely / You can't control me / I'm going out on my own" oder im uninspirierten Pop-Versuch "We're Alive" "'Cause without love / Without faith / We are nothing". Aber welche subtilen lyrischen Feinheiten kann man schon von einer Gruppe erwarten, die sich ernsthaft Band Of Skulls nennt. Also mein Fehler.
Im Wunsch nach Weiterentwicklung möchte "Love Is All You Love" alles sein, es am liebsten jedem Recht machen. Als Resultat bleibt ein undefiniertes Tohuwabohu, das kaum funktionieren mag.
1 Kommentar
Baby Darling Dollface Honey bleibt eines meiner liebsten Alben, aber alles danach war 'ne Enttäuschung, wie es scheint.