laut.de-Kritik

"Ich fand ihn besser, als er noch meine Mutter ficken wollte."

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Geschickter Promo-Move oder harmloser Spaß? Seis drum. Mit dem vorab veröffentlichten Cover der Premium-Edition von "Musik Wegen Weibaz", das zwei Männer kurz vor einem innigen Kuss zeigt, sorgte B.S.H. für ordentlich Furore. Die Reaktionen reichten von homophoben Anfeindungen bis zu anerkennendem Beifall. Inhaltlich verfolgt der Berliner dagegen etwas andere Ziele: "Das Album ist ein deftiger Tritt ans Schienbein aller Szenevögel, Realkeeper und Kritiker [...] Ich will Weibaz imponieren, nur deswegen bin ich Musiker", gibt er zu verstehen.

Wie also mit dem Dilemma umgehen, sowohl besagten Weibaz als auch den Kritikern anzugehören? An Imposanz kaum zu überbieten ist jedenfalls, dass Hengzt mit seinem neuesten Werk sogar Sido in Sachen Sidoisierung um Längen übertrifft, den Meister also in seiner eigenen Disziplin schlägt. Selbst wenn man sich widerwillig damit abgefunden hat, dass er jetzt keinen Rap, sondern, ähm, richtige Musik macht und entsprechende Maßstäbe ansetzt, kann man das Resultat nur als unterirdisch bezeichnen.

Dass das Album "in Rekordzeit" entstand, hört man an allen Ecken und Enden. Immerhin überschreitet nur einer von dreizehn Tracks die Dreieinhalb-Minuten-Marke. Musikalisch bewegt sich "Der PartyMaker" zwischen Swing, Rock'n'Roll, Pop und einer Prise Funk. Das können Andere bestimmt besser, wirklich weh tuts aber auch nicht. Richtig schmerzhaft wird es dagegen bei den Texten, die sich im Großen und Ganzen um "Party, Pics, Weibaz" drehen. Nicht nur bei "Flasche Mit Licht (Ich Feier Mich)" wirkt Hengzt wie der peinliche alte Sack, der mit Air Max und Turnbeutel auf der U20-Party das Tanzbein schwingt.

Seine Musik wäre dort auf jeden Fall gut aufgehoben: Um die zu feiern, muss man entweder ein hormonvernebelter Pubertierender oder sturzbesoffen sein. Am besten beides. Wie gut, dass der Deluxe-Box ein LED-Partylicht für den Flaschenboden beiliegt. Da macht das Besäufnis gleich doppelt so viel Spaß. Der "Prototyp Frauenschwarm" klingt, als hätte er Jürgen Drews, Kay One, Dick Brave, Mateo und die Giraffenaffen zusammen in den Mixer gesteckt und das Ergebnis auf Ex gekippt. Ich empfehle in diesem Fall dringend einen Toxikologen.

Klammheimlich und bei Schunkel-Atmosphäre hat Hengzt seine "Bombe Platziert", denn "Ich bin fieser als der fieseste Fettsack." Da sollte sich Deutschlands frechster Frechdachs wohl warm anziehen. Dank der "Farben" auf seiner Haut kann er sich immerhin an Job, Herkunft und Familie erinnern. Viel wichtiger ist aber die Jagd nach "Bad Girlz", Cowboy spielen ("Hände Hoch") und Quälgeisterei, bei der man wahllos supercoole Wörter wie Instagram, Youtube, Hashtag, Whatsapp und Cyber Mobbing aneinanderreiht ("I Love Haters").

"Ist dein Ruf ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert" fungiert hier offensichtlich als Leitmotiv. Nicht nur ausgelatschte Plattitüden à la "Leben isn scheiß Spiel, die Grafik find' ick geil" oder Shoutouts wie "Jump jump, ich bin der Partymaker" treiben einem die Fremdschamesröte ins Gesicht. Auch wenn "Musik Wegen Weibaz" leider kein Beispiel dafür liefert: Da ginge so viel als nur ein "Bisschen Mehr". An Stimme und Technik hakts jedenfalls nicht.

"Ich liebe es, Leuten auf den Sack zu gehen", sagt B.S.H. Mission erfüllt! Für den geplanten Tritt ans Schienbein reichts aber besonders dann nicht, wenn man den Vorgänger dieses Verbrechens kennt. Nicht nur Realkeepern, Szenevögeln und Kritikern, sondern jedem normaldenkenden Mensch spricht wohl dieser Youtube-Kommentar aus der Seele, mit dem man die Review auch knackig auf einen Satz hätte herunterbrechen können: "Ich fand ihn besser, als er noch meine Mutter ficken wollte."

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Bisschen Mehr
  3. 3. I Love Haters
  4. 4. Hände Hoch
  5. 5. Flasche Mit Licht (Ich Feier Mich)
  6. 6. Farben
  7. 7. Prototyp Frauenschwarm
  8. 8. Herz
  9. 9. Bombe Platziert
  10. 10. Kein Zurück Mehr
  11. 11. Der PartyMaker
  12. 12. Bad Girlz
  13. 13. Ride On

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16 Kommentare mit 10 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    gerade "i love haters" halb gehört - ganz schlimm.

  • Vor 9 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 9 Jahren

    Was ist nur aus ihm geworden, Zahltag gehört immernoch zu den besten Gangsterrap-Alben Deutschlands und Schmetterlingseffekt zu einem meiner Lieblingsalben. Seine ganze Argumentation, er sei jetzt erwachsen geworden, kann man doch irgendwie nicht ernst nehmen, wieso sollte er dann für das 30.11.80 Feature dann nochmal so wie früher auf die Kacke hauen? So einen Hengzt brauchen wir, keinen Sido / Cro für Arme. Selbst die Poprockz-Sachen fand ich in Ordnung, weil da immernoch Hengzt durchschimmerte, aber das hier ist doch völlig schwanzbefreit.