laut.de-Kritik
Der wEIrdO bEck auf Zeitreise in die siebziger Jahre
Review von Joachim GaugerScharfkantige Bläser und ein funkig flotter Bass treiben "Sexx Laws" voran, ein kleines Orchester klimpert und zupft, zwischendurch ein Intermezzo mit Banjo und Steelguitar: Nur ein paar gut versteckte Breaks lassen ahnen, wer da unser sexuelles Handeln neu definieren will. Und Becks markante und hier noch deutlich zu erkennende Stimme natürlich, die behauptet, einem voll ausgewachsenen Mannsbild zu gehören ("I'am a full grown man").
Humor soll ja - neben dem Sex - auf Becks neuem Album "Midnite Vultures" (etwa: Geier der Nacht) eine große Rolle spielen. Musikalisch gehts vor allem um die amerikanischen Siebziger. Rauf und runter perlen die funkigen Bässe, stimmlich klettert BH mittels Falsetttechnik in höchste Höhen. Dem vom eigenen Dad gemeuchelten Marvin Gaye wird späte Ehrung zuteil, nebenbei kocht der Herr Hansen noch schnell Prince und Earth, Wind & Fire ab.
Auch dabei: Ein melodiearmer aber grooviger Hip Hop-Track unter Beteiligung der Dust Brothers ("Hollywood Freaks"). Ein mißglücktes Elektroexperiment zu einem traurigen Thema ("Get Real Paid") und ein, zwei typisch rauhe Beck-Folk-Rock-Songs.
Bei Track Nr. 9 angelangt, glauben wir auch, daß Beck seit zwei Jahren vor allem Rhythm'n'Blues und R. Kelly hört. "Beautiful Way" ist ein sehr gewöhnliches Liebeslied mit Strophe und Refrain, das jegliches überraschende Element vermissen läßt. Uuuuh, da schüttelts mich und das ist jetzt gar nicht mehr lustig.
Aber Humor ist, wenn man trotzdem lacht, und so ändert das alles nichts daran, daß Beck Hansen und seine Band für unnachahmliche Spielfreude und unerhörten melodischen Einfallsreichtum wie immer die Höchstpunktzahl einfahren.
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