laut.de-Kritik
Eine perfekte Symbiose aus Electronica und Gitarre.
Review von Amelie KöpplDass sich elektronische Klänge gerne mit an sich genrefremden Einflüssen paaren, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Aber dass eine Band es schafft, dabei über die Jahre hinweg immer neue Eindrücke zu sammeln und im selben Atemzug auch jeweils andere Facetten herauszukehren, ist eher selten.
Diesmal soll es die instrumentale Seite des Trios sein - das macht sich bereits in "Stormbird" bemerkbar. Ein sich nach oben schraubendes Riff, ein gesampeltes Echo und
diese Stimme - unschuldig und unnahbar zugleich. Durch die Doppelung wird Kathrin deBoers Gesang zu einem einstimmigen Call-And-Response, dass sich am Ende des
Songs in schwindelerregender Geschwindigkeit zuspitzt.
Dazu im Kontrast ist "Wasted Time" ein Song, der sich vor Trip Hop-Größen wie Portishead verneigt. Tiefer Bass, abgehackte Riffs, die von einer im ersten Moment zurückhaltenden Stimme im Refrain dramatisch eingeholt werden. Dieses Für und Gegen von blechernem Instrumenteneinsatz und zärtlichem Gesang findet sich noch an anderen Stellen wieder und erzeugt eine gewaltige Gänsehaut. Ein weiterer Höhepunkt ist "Passenger Side", das ebenfalls auf Trip Hop verweist.
Neben derlei intensiven Momenten bietet "Rollerchain" auch tanzbares, an manchen Stellen schon fast poppiges Material, dessen auch feine Texte bereithält. Wie beispielsweise das leicht funkig angehaute "Reach For the Bottle", dass fern an Moloko erinnert: "I got the same love, I got the same face, I need a wise man to follow / Man, take a good look at yourself before your reach for the bottle."
Als die drei Briten vor einigen Monaten das Studio betraten,wollten sie offenbar einen neuen musikalischen Schwerpunkt. Denn nicht umsonst wird Ricky Fabulous' Gitarrenspiel teilweise enorm nach vorne geschoben, es klingt düster, basslastig und doch leicht.
"Rollerchain" ist ein komplexes Album, das buchstänlich unter die Haut gehen kann. Und selbst wer von Electronica eher wenig hält, wird hier mitgerissen. Nach klassischen Elektroswing-Eskapaden und retrospektiven Tanzalben präsentieren Belleruche ihr düsterstes und vielleicht sogar bestes Album.
6 Kommentare
Belleruche sind unfassbar gut, krass dass ich dieses Album übersehen habe, wird definitiv gediggt, genius Shit.
Push, beschäftigt euch gefälligst damit.
nö.
Du weißt nicht was Dir entgeht!!!!
Lohnt sich in der Tat!
Reach For The Bottle, grossartig.
Jup, habs jetzt auch endlich und schon mehrfach gehört, genauso gut wie die anderen Platten und doch wieder ein Stück eigen, genial wie immer.