laut.de-Kritik
Das Comeback mit seiner Stammband nach acht Jahren.
Review von Giuliano BenassiKaum zu glauben, dass schon acht Jahre seit der letzten Veröffentlichung Ben Harpers mit seiner Stammband vergangen sind. Der Grund ist einfach: Er hat munter Platten unter eigenem Namen oder mit anderen Künstlern aufgenommen. Darunter das mit einem Grammy prämierte "Get Up!" (2013) mit Charlie Musselwhite und "Childhood Home" (2014) mit seiner Mutter Ellen.
Nachdem Harper 2015 mit den Innocent Criminals auf Tour war, steht nun eine neue gemeinsame Studiomühe in den Regalen. Die beginnt gut gelaunt. "I remember when sex was dirty and the air was clean / And everything worth knowing / was in a magazine", schmettert der Kalifornier ins Mikro, begleitet von einem stadiontauglichen Gitarrenriff. Ein fröhlicher Rückblick auf 25 Jahre Karriere, an deren Anfang Homosexualität und Kiffen noch illegal waren, zumindest im Heimatstaat.
Doch Harper schlägt auch nachdenkliche Töne an. Der Titeltrack hat es in sich. "Es gibt gute Cops, es gibt schlechte Cops, es gibt weiße Cops, es gibt schwarze Cops". Doch wenn ein Schwarzamerikaner durch die Polizei erschossen wird, soll es beim Namen genannt werden: Mord. Die Botschaft klingt umso eindringlicher, da Harper auf schrille Töne verzichtet und sich auf seiner Lap Steel-Gitarre begleitet.
Er sei erstaunt gewesen, welche Reaktionen das Stück hervorgerufen habe, erzählt Harper. Nicht nur positive. Dabei handelten seine Stücke noch nie ausschließlich von der Sonnenseite des Lebens, auch in "How Dark Is Gone" setzt sich Harper mit Hass und Rassismus auseinander. "Deeper And Deeper" zeugt von einsamen Momenten der persönlichen Verzweiflung.
Die Titel der Songs erzählen eine Geschichte, so Harper. In der es auch fröhliche Passagen gibt, denn wie gewohnt vermischen er und seine Criminals Blues, Folk, Rock, Reggae und Soul zu einem hörenswerten Ganzen. "We shine like a new Tattoo" singt er gut gelaunt in "Shine". Jamaica-Style wie auch "Finding Our Way".
"Pink Ballon" könnte vom Text her ein Kinderlied sein, "All That Has Grown" ist eine wunderbare Liebeserklärung, bei der sich Harper wieder alleine auf seiner Lap Steel begleitet. "Dance Like Fire" ist eine klassische Folk-Ballade, das abschließende "Goodbye To You" erinnert an "Whiter Shade Of Pale" und schlägt schon fast kirchliche Töne an.
"Wir haben viel Arbeit in diese Platte gesteckt. Ich habe alles gegeben, was ich bieten kann und sie klingt genauso, wie wir uns das vorgenommen haben", fasst Harper zusammen. Hörenswert wie alle seine Werke, also. Und eine gute Grundlage für die Auftritte mit den Criminals im deutschsprachigen Raum im Herbst 2016.
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