laut.de-Kritik
Manchmal ist es besser, nicht alles zu verstehen.
Review von Jasmin LützTriumphale Bläser leiten "Gegenteil Von Stadt" ein. Laut Pressetext dauerten die Aufnahmen lange, da alle sieben Mitglieder hauptberuflich noch in anderen Bands spielen. Allesamt sind sie Teil des fleißigen, sächsischen Musiker- und Kreativkollektivs Kumpels And Friends, die letztendlich dann die Platte veröffentlichten.
So dringt aus Dresden kitschig-schöner Folkpop an unsere Ohren. Aber was genau ist denn eigentlich das Gegenteil von Stadt? Die Sehnsucht nach kleinen Orten, der Wunsch nach Wärme und Geborgenheit. Vertont mittels knarziger Gitarren und Bässe, zu denen sich verspielte Glockenspiele oder elegante Streicher gesellen.
Die Melodien sind klar strukturiert, der Gesang romantisch und die Texte meist abstrakt: "Mal' mir auf ein Blatt mit grauschwarzen Kästchen das Gegenteil von Stadt". Man gewöhnt sich aber schnell an die verschnörkelte Liebessprache. An die Eintragungen in der Form eines Tagebuch, dessen Protagonist am liebsten wieder in der unbeschwerten Jugend lieben und leben möchte.
"Rand Der Erde" und "Reklametafel" bieten eine große Fläche an Wortspielen und verschachtelten Sätzen. Eine genaue Interpretation der einzelnen Songs bedarf es nicht. Dem einen erscheint es altbacken, dem anderen kommt die Bergen-Stimmung Erdmöbel oder Element Of Crime nahe.
Dabei erinnert die Stimme von Sänger und Schreiber Mario Cetti zuweilen gar an Reinhard Mey. Über den Wolken schweben sie in jedem Fall mit ihren verzerrten Wortkombinationen. Manchmal ist es einfach besser, nicht alles zu verstehen.
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