laut.de-Kritik
Die Moloko des hohen Nordens sind mehr als ein Geheimtipp.
Review von Daniel StraubIn England sind bereits die ersten DJs den feinen Reizen der norwegischen Formation Bermuda Triangle erlegen. Star-Plattendreher John Digweed mixte den Track "Mooger Fooger" auf seiner CD-Compilation "MMII" und bescherte ihm so ein ungeahntes Maß an Aufmerksamkeit. Das gleichnamige Album weißt Bermuda Triangle nun auch über die volle Albumlänge als melodiöse Downbeatexperten aus, deren einfühlsames Groovegeflüster sich tief im Gehörgang festsetzt.
Zu den drei Bermuda Triangle-Köpfen DJ Ariane, Nils Noa und Jan-Tore Diesen gesellte sich für "Mooger Fooger" noch der klassisch ausgebildete Opernsänger Gjoril Songvoll. Schnell werden hier die engen Grenzen der Osloer Clubkultur zugunsten einer weitreichenderen musikalischen Vision verlassen. Ebenfalls mit an Bord bei Bermuda Triangle ist die Sängerin Agnete Maria, deren unverwechselbare Vocaleinlagen einige der schönsten Momente auf "Mooger Fooger" ausmachen.
"This Is Just (Another Song)" beeindruckt mit einem deepen Fundament, das sich in bester Trip Hop-Tradition nur allmählich und schleppend fortbewegt. Bermuda Triangle setzen ihre eigenen Zeitkoordinaten, und die sind eben ein bisschen anders, als die der meisten Menschen. Langsam wie ein sich vorwärts schiebender Gletscher wachsen die Tracks aus sich heraus, wollen nie zu viel auf einmal. Evolution, nicht Revolution lautet das Stichwort auf "Mooger Fooger".
Agnete Marias Stimme, oft schon und nicht zu Unrecht mit jener von Björk verglichen, bewahrt sich dagegen selbst in langsamen und elegischen Passagen eine geheimnisvolle Leichtigkeit, die den Menschen aus dem hohen Norden ganz tief in die Seele eingepflanzt ist. Vielleicht braucht man eine heitere Natur, um die langen Winter unbeschadet zu überstehen.
In seltenen Momenten, so zum Beispiel bei "Tay Do 22", strapazieren Bermuda Triangle ihre Vorliebe für sphärische Sounds auf zu plumpe Weise. Da ist der Schritt zum Esoterik-Pop von Enigma leider gar nicht mehr weit. Doch wird die Grenze niemals überschritten. Zum Glück prägen Songs wie "Black Sheep" oder die deepe Housenummer "Mooger Fooger" den Höreindruck, bei denen die Norweger ihre Qualitäten voll ausspielen können und atmosphärische Sounds mit losgelösten Vocals bestens unter einen Hut bringen.
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