laut.de-Kritik
Ideenloser H&M-Funk aus der Retorte.
Review von Matthias MantheMeine Güte, was für belanglose, unaufdringlich-aufdringliche Hipster-Mucke tischt uns Blow Up da auf! Das britische Indie-Label (u.a. Add N To X) setzt mit dem neuesten Big Boss Man-Release "Winner" auf Wiederkäuer der Musikgeschichte als Erfolgsrezept. Plakativ pusht Blow Up ganz im Sinne des Retro-Hypes Funkorgler-Instrumentals und Pornobrillen-Fuzzis ins Zeitgeist-Rampenlicht.
Die drei Cockneys aus Newbury warten mit einem Stilmix aus Sixties- und Seventies-Funk plus einer Prise Latin Soul auf. Selbst bei einer H&M-Fashionshow in Stockholm spielten Big Boss Man schon auf. Mit dem analog aufgenommenen Zweitwerk schickt die Band sich nun an, die Schweißproduktion des gemeinen After Work-Partygängers gehörig anzuregen. Leider machen die Briten dabei so ziemlich alles verkehrt: Die Platte bietet durchgehend simples Orgelgedudel, dazu pro Song einen Drumbeat und eine Textzeile.
Nicht zu vergessen den unmotivierten Gesang, der auch mal - ganz kosmopolitisch - auf französisch oder spanisch daher kommt, fertig ist der (un-)funkige Mischmasch, der dem Trendjunkie im Dauerstress intellektuell nicht allzu viel abverlangt. Vergleiche mit dem Frank Popp Ensemble oder den Swing-Poppern The Flames drängen sich auf. Hauptsache unaufgeregt. Ärger bleibt dank auf die Spitze getriebener Monotonie jedoch unvermeidlich. Da ein lustiges Zirpen, dort ein knarziger Sound - aber nichts, was hängen bleibt. Soll es wohl auch nicht, oberflächliche Leichtigkeit ist hier "the new loud".
Der ordentliche Beginn "Kelvin Stardust" verspricht zumindest noch nette Tanzflurfüllerei, aber in der folgenden Dreiviertelstunde erstickt "Winner" diese Hoffnung im Keim. Nach dem netten "Fall In Fall Out" ist die musikalische Bandbreite abgedeckt und alles gesagt. Weder "Fever Special" schafft es, Hitzewallungen zu erzeugen, noch der öde Buchstabierwettbewerb "B.O.O.G.A.L.O.O.". Mittendrin ist ein Lachen zu vernehmen, und es keimt die Hoffnung auf, die verhinderten Funk-Soul-Brüder meinten das alles gar nicht ernst und wollten den Hörer bloß foppen. Falsch gedacht.
Bloß der Beinahe-Rocker "Reach Out" steht noch auf der Haben-Seite, hier wirkt Sänger Bouzida fast emotional. Zudem wären BBM besser wie ihr Namensgeber, die Blueslegende Jimmy Reed, unterhalb der 3-Minuten-Marke geblieben. Am Ende dieser Talfahrt auch noch "Deception" als Reprise des bisher Ertragenen zu setzen, bedingt fast schon wieder eine gewisse cool-dreiste Lässigkeit. In einschlägigen Szene-Clubs wird dazu so mancher stylische Rollkragenpulli mit den Füßen tappen. Sänger Nasser Bouzida macht es schließlich vor. Trotzdem das Fazit: Das hier taugt nicht einmal als Soundtrack zur Afri Cola im Aufreißschuppen.
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