laut.de-Kritik
Fusion, der keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Review von Klaus HardtNach längerer Zeit meldet sich der Fusion-Gitarrist Bill Connors in der Musikszene mit der Veröffentlichung des Albums "Return" zurück. Eine breite Öffentlichkeit nahm ihn zum ersten Mal in der Band Return To Forever von Chick Coreain den Siebzigern war. In den folgenden Jahren spielte er mit Größen wie Jan Garbarek oder Stanley Clark. Ende der Achtziger Jahre zog er sich weitgehend aus dem aktiven Musikleben zurück und arbeitete als Musikpädagoge.
Nun erscheint also nach langer Abstinenz wieder ein Album dieses überaus erfahrenen Musikers. Die Stücke sind nach wie vor dem Jazz-Rock zuzuordnen. Mal überwiegt der Jazz, dann wieder der Rock. Besonders auffällig am Gitarrenspiel von Connors ist, dass er gänzlich auf Effekte und insbesondere den Verzerrer verzichtet. So kommen die mit Jazzrhythmik gespielten Songs sehr traditionell rüber, wie zum Beispiel "Mind Over Matters", das durch Tempi-Wechsel zwischen Halftime-Beat und Uptempo geprägt ist. Auch das langsame "Try One Today" ist stark auf die konventionelle Jazzspielweise ausgerichtet. Die Improvisationen von Bill O'Connell am Piano und Connors sind einfühlsam und variantenreich, verlassen aber nie den Rahmen der üblichen Harmonik. Während der Bandleader mit seiner cleanen Gitarre die Soli eher weich und legato gestaltet, überrascht O'Connell mit härteren Akzenten, Stakkato-Spiel und größeren Dynamikwechseln.
Mehr dem Rock sind Stücke wie "On The Edge" oder "Mr. Cool" zugewandt. Das erstgenannte ist auch der Opener der CD. Kim Plainfield (Drums) und Myra Casales (Percussion) spielen einen sehr nervösen binären Groove mit Latin-Anleihen. Das relativ sparsame, aber akzentuierte Thema, das die gesamte Band teilweise unisono unterstützt, ist nicht nur am Anfang und Ende zu hören, sondern auch zwischen den Soli. Die Improvisationen gestalten Connors und O'Connell ruhig, da die Begeleitung schon genug Töne pro Viertel liefert. Am Ende darf auch Kim Plainfield mit einem Solo seine technischen Fähigkeiten zum besten geben.
Im letztgenannten Stück bietet die Musik genau das, was der Titel verspricht. Ein wirklich cooler Halftime-Shuffle schiebt einen durch den Song, was Bassist Lincoln Goines mit einem Solo einleitet. Das folgende Thema besticht auch wieder durch stakkato gespielte Töne, die einige chromatische Läufe enthalten. Die ganze Band unterstützt die Melodie, doch zwischen einzelnen Phrasen bleibt für den Zuhörer immer wieder die Gelegenheit zu verschnaufen. Das ist alles sehr virtuos und typisch für eine Fusion-Blues. Pianist und Gitarrist spielen in ihren folgenden Improvisationen viele Blues-Licks und können damit sicherlich "Mr. Cool" weiter beeindrucken.
Bill Connors und seine Mitmusiker stellen auf dieser Scheibe unter Beweis, dass sie hervorragende Musiker sind. Herausragende technische Möglichkeiten besitzen und auch ein Ohr für ihre Bandkollegen haben. Es gibt aber leider bereits einen Berg anderer Fusion-CDs, die fast genauso klingen. Die Themen sind meist schnell wieder vergessen, da sie die nötige Griffigkeit vermissen lassen. Und die Arrangements sind eben auch nicht so innovativ, wie bei Chick Coreas "Return To Forever", wo Connors mit dabei war und dies heute immer noch Anerkennung bei den Kritikern hervorruft. Ein Track wie "Nobody Yet To" oder "It Be Fm" beeindruckt zwar ob des glasklaren Sounds und der brillanten Beherrschung der Musikinstrumente, doch die Songs haben kein richtiges Gesicht und grenzen sich nicht durch Innovation von anderen des Genres ab. Daher wird "Return" eben keinen bleibenden Einfluss auf die Jazzszene ausüben, wie es damals in den Siebzigern war.
Noch keine Kommentare