laut.de-Kritik
Für Hirntot-Verhältnisse fast schon massenkompatibel.
Review von Dominik LippeWenn es einem Label zusteht, sich den Ehrentitel "Zu Hart Für Den Staat" ans Revers zu heften, dann mit Sicherheit den Berlinern um Hirntot Records. Auseinandersetzungen mit der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien durchziehen ihre Historie. Bei mehr als 20 Alben des Unternehmens senkte die Behörde bereits den Daumen. Veröffentlichungen wie "Friss Oder Stirb", "1. Mai Steinschlag" oder "Schlachthof" unterliegen sogar einem absoluten Verbreitungsverbot.
Wie sich im Interview zeigte, sieht Blokkmonsta einige Songs rückblickend auch in einem kritischeren Licht. Selbstredend weicht er dennoch nicht fundamental von seinem Weg ab. Gemeinsam mit dem Teilzeit-Atzen Smoky präsentiert der Rapper eine Fortsetzung zur Kollaboration "Zu Hart Für Den Markt".
Mit dramatischen Bläsern und Chören gedenken sie zum Einstieg in "Copy Cat" den Trittbrettfahrern der Szene. Ihre Alleinstellungsmerkmale betonen sie erneut in "Gewaltbereit": "Die Hälfte aller Rapper produzieren Einheitsbrei." Neben der mörderischen Vorabsingle orientieren sich vor allem "Echt Oder Fake" und "Versuch Doch" am Südstaaten-Vibe des letzten Albums.
In "Der Apfel Fällt Nicht Weit Vom Stamm" befassen sich die beiden Rapper mit den problematischen Verhältnissen zu ihren Vätern. So klagt Smoky über dessen Abwesenheit: "Ich bin fast so wie mein Vater, ein Soldat in 'nem Panzer." Dabei steht die Panzerung eigentlich Blokkmonsta besser, dessen "Psychomacken" sich hinter der brachialen Fassade verbergen: "Wie mein Vater auch kämpf' ich mich durchs Leben durch. In den Bau rein, raus, ständig Lebensfurcht." "Wie der Vater, so der Sohn, sagt ein weiser Mann", klingt bei ihnen wie die Angst vor der selbsterfüllenden Prophezeiung.
Eine amüsante Note erhalten die Songs, wenn die Berliner auf Vorbilder Bezug nehmen. "Ich Zahle Auch Nix!" setzt ungefragt "Ich Zahle Gar Nix" aus "Der Holland Job" fort, ohne dabei die Eskalationsstufe von Haftbefehl und Xatar überflügeln zu wollen. "Rote Wolken" kommt wiederum als Horror-Parodie auf Marterias "Lila Wolken" daher. Während Blokkmonsta und Smoky die lebensbejahende Aussage des Rostockers in ihr Gegenteil verkehren, mimt Mona Mie Miss Platnum: "Wir bleiben wach bis die Wolken wieder rötlich sind. Guck', da unten ist ein neues Grab."
Ähnlich wie "Rote Wolken" durchschreitet auch "Nightrider" für Hirntot-Verhältnisse fast schon massentaugliches Terrain. Ein Synthie-Beat mit ansehnlichen Bässen und nervösen Hi-Hats trifft auf einen gesungenen Refrain von Puls. Diesem Highlight gegenüber stehen Songs wie "Zap-Za-Rap", "Rücken Brechen" und "Schwarze Maske, Rotes Tuch", die mit ihren minimalistischen Trap-Beats und eindimensionalen Inhalten als eher verzichtbar erscheinen. Auch "Waffen Im Club" mit Rako und Lucky Nuri lässt sich problemlos anhand seines Titels zusammenfassen.
Zum Abschluss wagen sich die Berliner in "Lass Sie Stecken" erneut an deutlich positiveren Vibes. Vor allem Smoky stellt die Zweckmäßigkeit von ausartenden Streitigkeiten in Frage ("Überlege zweimal: Lohnt es sich jetzt einzufahren?") und pocht stattdessen auf das Verantwortungsbewusstsein: "Kind ohne Vater ist auf jeden Fall ein Drecksziel." Blokkmonsta fällt die Impulskontrolle dagegen deutlich schwerer. Doch auch wenn er "untherapierbar" bleibt, übt er sich in kritischer Selbstreflexion: "Warum mach' ich den Scheiß, wenn ich weiß, Trauer und Leid für Familie der Preis?"
So endet das Kollaboalbum auf versöhnliche, fast schon pädagogisch wertvolle Weise. Über die ganze Spieldauer betrachtet, halten sich die akustischen Gräueltaten in Grenzen, sodass sich das Prädikat "Zu Hart Für Den Staat" nicht ganz bestätigen lässt. Diesen Punkt haben Blokkmonsta und Smoky aber ohnehin längst überwunden. Sie haben die Justiz durchgespielt und müssen ihre Scharfkantigkeit nicht länger belegen. Oder, um es mit einem aus dem Zusammenhang gerissenen Smoky-Zitat zu sagen: "Muss mich nicht beweisen, Kleiner. Bin zu alt für diesen Scheiß."
5 Kommentare mit 9 Antworten
chapter one killt früher oder später jedes label...
?
naja, hts abstieg begann schon vorher, aber der sargnagel war chapter one. die eliminieren in schöner regelmäßigkeit labels bzw. deren releases. zuletzt haben sie manus album verkackt. er hat deswegen ja auch online heftigst rumgepöbelt...ein teil vom damaligen aon niedergang haben sie auch zu verantworten...der bira war allerdings zu clever für diesen hipster-club, mit dem ergebnis das aon erfolgreich ins hier und jetzt transformiert wurde
Und alle die es haten sind Kinder die sich nicht weiterentwickelt haben...Beste Ausrede immer bei den neuen HT Schrottalben
aber halt schon seit 2012 oder so
Ein Paar Lichtblicke gab es schon Aber auch das Album mit Shey war extrem beschissen
Irgendwie habe ich die ganze Zeit die Panik, daß der Hörgenuss das gleiche Empfinden bewirkt, wie ein Kopfschuss.. Also ja bitte
Also Plus Kopfschuss, das versteht sich ja jetzt doch von allein, oder?
Ja ♥
Vernichte jetzt nen sixer blade.. dir zu ehren as usual
Prostman sagt Prost
Prosit!
Alter hab ich mich auf das Album gefreut, vor allem nachdem zu hart für den Markt so geil war. Und dann bringen die so ne Scheiße auf den Markt! Bis auf die beiden Vorabsingles ist alles so langweilig und schwach, dass ich da gar nicht ins Detail gehen will.
Und haben die keine anderen Sänger gefunden? Mona Mie spielt Amy Winehouse vor'm Entzug? Die hatten doch mal so Leute wie Sady K, oder meinetwegen machen die mehr mit Puls, der klingt auch geil. Oder Cora? Prejudice? Hauptsache keine Ohrenschmerzen.
Da holen die smoky weg vom pfandflaschenautomaten und der leiht seine grandios verjunkte Stimme diesem generischen Unsinn, der weder für die eigenen Ansprüche zu hart ist, noch den Staat interessiert