laut.de-Kritik
Splatter-Rap, Antichrist und die CIA.
Review von Dominik LippeBlokkmonsta dekonstruiert mal wieder Leiber. Vier Jahre nach "Knastmacken" wütet sich der arbeitsame Splatter-Rapper durch ein weiteres Soloprojekt. Auf "Dämon: Reborn" fährt er mit dem Sprinter von Tatort zu Tatort, um sein blutgetränktes Tagwerk zu verrichten. "5th", "Todesspirale" oder "Der Totmacher" konzentrieren sich ganz auf altbewährte Stärken, wobei letztgenannter Song dem Hype um True-Crime-Formate Rechnung trägt, indem es sich lose an dem Serienmörder Fritz Haarmann orientiert, den Götz George 1995 im gleichnamigen Film verkörperte.
Wie schon auf früheren Hirntot-Alben bilden diese martialischen Horror-Songs die unverfänglichsten Beiträge. Die wahren Fallstricke lauern woanders. Blokkmonsta verpasst "Dämon: Reborn" einen religiösen Rahmen, der sich nach einleitendem Exorzismus "Introitus Exorbito" in Form zahlreicher okkulter und christlicher Motive durch das Album zieht. In "End Of Days" stampfen er und Perverz im Gleichschritt mit dem Instrumental durch Ereignisse der Weltgeschichte, die satanischen Ursprungs sein sollen: "Debattiert über Kriege und tut weiter so, als wenn der Teufel nie existierte."
Angesichts der eigenen Ohnmacht gegenüber der Weltlage mag es entlasten, einer höheren Macht die Schuld zuzuschreiben, dennoch verbleibt diese entpolitisierte Sicht der Dinge hoffentlich in der Kunst, ohne ins Bewusstsein der Hörerschaft zu sickern. Auch im vielversprechend betitelten "K.I." reiht Blokkmonsta zum rockigen Instrumental von Stasi bis CIA nahtlos Institutionen aneinander, die verschwörerisch mit dem Teufel im Bunde sind: "Ihr streitet über Rassen, statt den Klassenkampf zwischen Gut und Böse auszumachen." Wo sich wohl der selbsternannte "Racheengel" einordnet?
Göttliche Fähigkeiten zeigt Blokkmonsta zumindest, wenn es darum geht, fast vergessene Akteure des gepflegten Haudrauf-Raps zu reaktivieren. "Hauptstadtdämonen" wie Vorkkkone oder die zuletzt auf "Psycho Aktiv" vertretenen Osnabrücker von den 4.9.0 Friedhof Chillern vermögen es trotz längerer Auszeit noch immer, ein anständiges Armageddon einzuläuten. Mit dem Hirntot-Kollegen Rako wiederum zeigt sich der Rapper zu Gaming-Sounds gefangen in der "Todesspirale". Und an der Seite der DarkRoom Mafia arbeitet er seine Rap-Historie auf, die mittlerweile auch schon 25 Jahre währt.
Einer der beständigsten Weggefährten tritt in "Sukkubus Angel" auf den Plan. Schwartz mag den "Lockdown" hinter sich gelassen haben, doch Weltschmerz und Liebeskummer lasten noch immer auf seinem porösen Gemüt: "Ich trag' immer diese Sonnenbrille, sodass die Fenster zur Seele geschlossen sind. Und mein Herz ist aus Stein, eine Festung errichtet aus Leid und Verletzung." Für den Hörer geradezu erholsam formulieren sie ihre emotionale Schieflage aus, statt sie wie so oft mit Gewaltexzessen zu überkompensieren.
Das Muster wiederholt sich mit dem etwas verschämt als eine Art Bonussong angehängten "Blick Der Medusa". Im wohl aufwendigsten und vor allem fordernsten Song von "Dämon: Reborn" arbeitet Blokkmonsta eine vergangene Beziehung auf. Enttäuscht über die einst geliebte Person, aber auch die eigene Selbsttäuschung rappt er sich zunehmend in Rage, während das Stück bis zu einem atypischen Gitarrensolo an Fahrt gewinnt. Statt dem Antichrist die Schuld für die "Welt voller Kriege" zu geben, könnten diese Kämpfe mit sich selbst als brauchbare Leitschnur für die Zukunft dienen.
3 Kommentare
Ungehört 0 von 10.
Wer Blokkmonsta feiert, isst auch kleine Kinder.
Ein bisschen üben muss er noch. So gut wie Torch oder die Fantas ist er noch nicht.
Wer hört so etwas? Das klingt doch nicht schön.