laut.de-Kritik
Der Sargnagel für das ewige Oasis-Gedudel.
Review von Christoph DornerBlake, Blake, Blake – alle reden gerade über das vermeintliche Wunderkind James Blake. Nicht nur in Berlin, aber besonders dort. Dabei haben Bodi Bill dessen minimalere Soundästhetik - oder zumindest die Funktionssprache der elektrifizierten Pop-Songs des jungen Londoners - im Grunde schon vor vier Jahren vorweggenommen. Gewiss, mit (Post-)Dubstep haben Bodi Bill dabei wenig am Hut, obwohl auch ihnen die Zeichensetzung innerhalb ihrer Songs besonders wichtig ist.
Auch das Trio aus Ost-Berlin setzte auf seinen ersten beiden Alben "No More Wars" und "Next Time", mit denen es sich eine beachtliche Fanbase bei Indie-Kids und Elektro-Nerds erspielt hat, bereits auf ein formalistisches Streichkonzert. Auf die Romantik des Understatement. Freischwebende, zuckende Beats und Klaviertupfer, eine Gitarrenspur oder eine Geige plus Fabian Fenks wendige Stimme – mehr brauchten die kaum geschichteten Songs nicht.
Mit "What?" perfektionieren Bodi Bill einerseits ihren Stil, sind dabei aber auch mutiger, musikalischer geworden: Während sich "Paper" noch an gleißendem Post-Rock ausrichtet, ist "Brand New Carpet" bereits jener lässige Elektro-Pop, der in den Indie-Discos gerade zum Sargnagel für das ewige Oasis-Gedudel wird. Richtig gut ist auch "Pyramiding" mit hämmerndem Klavier, Fenks dringlichem Pathos und dem unterkühlten Techno-Spuk eines Pantha Du Prince.
Mit "Garden Dress" ziehen sich Bodi Bill mit spröden Weird Folk-Arrangements kurzzeitig von der Tanzfläche zurück. "The Net" wiederum ist schon ganz nah dran an der grenzüberschreitenden Musikalität der Weilheimer Schule. Bodi Bill wollen sich auf "What?" nicht festlegen. In der berufsjugendlichen Sprunghaftigkeit liegt die größte Stärke des Albums (die Lyrics dagegen bleiben schwach).
Bratzige Elektronik, Stimmenmanipulation und Soul-Chöre im Pop-Korsett von "Hotel" - warum nicht? Ein oszillierender Albumausstieg mit "Friends", wie ihn auch The Knife wählen würden - Gekauft. Ach ja, das Konzert von James Blake demnächst in Berlin war natürlich sofort ratzeputz ausverkauft. Bodi Bill sind da entspannter. Sie spielen einfach an drei Abenden hintereinander.
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