laut.de-Kritik
Wie Creedence Clearwater Revival anno 2021.
Review von Philipp KauseSelbst wenn es dem Debütalbum des Alternative-Rockers an Vielseitigkeit mangelt, beeindruckt die Einzigartigkeit von Bones Owens Platte. Straight, sumpfig, ekstatisch, energisch, lautstark, entschlossen und dreckig - so klingt der eigenwillige Stilmix des Sängers, Songwriters und E-Gitarristen. An seinem Sound hat Caleb 'Bones' Owens lange gefeilt, 15 Jahre, in denen er für andere spielte und an Songs mitschrieb.
Sein eigenes Material erinnert an die rohe Wucht von Creedence Clearwater Revival. Schmutziger Swamp-Rock, gezeichnet vom Schlamm des Missouri River und Mississippis. Andererseits klingen die zwölf Stücke in einem Punkt sehr sauber: Sie strotzen vor präzisen Lärm-Explosiönchen, sauber hingezirkelt mit den magnetisch gesteuerten Effekten aus seiner Echo-Maschine. Der handliche kleine Apparat, Farbe grün-metallisch, ist leichter als ein Laptop, und ihn einzusetzen, offenbar der ganze Stolz des in Nashville arbeitenden Südstaaten-Rockers.
Die Delay-Effekte für sein E-Gitarren-Pedalboard prägen das gesamte Album so charakteristisch, dass sie auch das Problem der Platte offenbaren. Auch über der Stimme liegt oft ein verfremdendes Reverb-Echo. Stichwort 'One Trick Pony': Eine Sache beherrscht er richtig gut, den Trick führt er dann aber andauerd vor. Weitere Kunststücke gelingen nicht, was angesichts der hohen Qualität der Songs aber nicht weiter tragisch ist.
Möchte man das Album komplett hören, sollte man sich auf einfallsarmen Gleichklang einstellen. Dafür bekommt man einen Longplayer aus einem Guss. E-Gitarre, E-Bass, Drumset, Amplifier, mehr braucht Owens Trio nicht, um sich voller Schwung durch das dutzend Lieder zu arbeiten. Lediglich eine Orgel in "Come My Way" bringt stellenweise etwa Bunteres ins Klangspektrum.
An Besonderheiten fallen der zersägte Schlusston von "White Lines", das behände mit Tremolo eingespielte Stakkato von Bones' Gitarre in "When I Think About Love", das Rock-Disco-Intro von "Wave" sowie die Soul-Vibes von "Blind Eyes" in Rhythmus, Harmonie, Falsett-Leadgesang und Motown-Background-Vocals.
Owens feilt zwar an seiner Poesie, überschlägt sich thematisch aber nicht gerade vor Originalität. Weltschmerz mit klassischem True-to-yourself-Mantra bestimmt etwa "Keep It Close". Der leidende Held des Songs zitiert seinen Vater, "die Welt" werde ihm später, wenn er mal erwachsen sei, "jeden Spaß rauben". Aber wenn er das beherzige, werde er seinen Weg schon gehen.
Die Ästhetik der Platte - blendet man den Cowboy-Hut auf dem Cover aus - lebt von einer interessanten Kreuzung aus Garage-Riffs (besonders in "Come My Way" und "Good Day"), Americana-Feeling und Soul-Einfluss. An Temperamenten konkurrieren das Stürmische von CCR und bluesige Trance-Hermetik mit manchen Kopfnicker-Tunes. Als Anspieltipp für Hardrock- und Alternative-Fans empfiehlt sich das tieftönende "Tell Me". Soul-Perlentaucher dürften bei "Keep On Running" aufhorchen. Ein richtiger Hit fehlt zwar, doch bleibt "Blind Eyes" als Killer-Tune haften.
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