laut.de-Kritik
Große Melodien als Antwort auf den beschissenen Zustand der Welt.
Review von Markus SeibelDie elf neuen Bonfire-Songs erscheinen wie aus dem sprichwörtlichen Nichts, aber war das nicht oft der Fall bei ihren bislang zwanzig Platten? Spannende Arbeitsnachweise brachten Hans Ziller (Gitarre), Frank Pané (Gitarre), Ronnie Parkes (Bass), Fabio Alessandrini (Schlagzeuger) und Dyan Mair (Sänger) über die Jahre immer wieder zustande und auch "Higher Ground" reiht sich hier ein.
Die Qualität von Bonfire liegt aber nicht allein darin, dass "Higher Ground" ihre Stärken, die sie auf den drei vorangegangen Werken entwickelt haben, konzentriert ausspielen und zur Vollendung bringen. Das Album fördert auch Zwischentöne zutage, die für die ungebrochene musikalische Neugier der Beteiligten sprechen. In "I Died Tonight" verbindet die Band ihre Rocksensibilität mit Winterstimmung. "When Love Comes Down", ein fröhlicher Hardrock-Song, zieht die überwiegend positive Grundstimmung des Albums auf die düstere Seite. Und der Rausschmeißer "Come Hell Or High Water" steigert sich vom minimalistischen Mantra zur opulenten Euphorie.
Generell bedeutet Heaviness bei den Ingolstädtern nie, nur Salz in die Wunden zu streuen. Dyan tritt in Erinnerungssplitter, antizipiert manchmal aber auch Momente der Genesung, selbst wenn die gerade erst beginnt und langwierig werden könnte. Nicht selten klingen Bonfire, die früher vor allem für eine Synthese aus klassischem Hardrock standen, heute etwas wie Shakra. Die Arrangements der neuen Lieder erhalten oft mehr Raum als die der collagenhaften Stücke des Vorgängers. Das steht dem neuen Album extrem gut.
Denn ein Befreiungsalbum soll "Higher Ground" sein, neue Simplizität und große Melodien als Antwort auf den beschissenen Zustand der Welt. Und auch wenn sich die Traumata der vergangenen Jahre – Umwelt, Wirtschaft, Pandemie – im hellen Funkeln der Gitarren und in Dyans Texten wiederfinden, gelingt diese Hardrock-Transformation einer eh schon außergewöhnlichen, aber immer arbeitsfleißigen
Band absolut.
1 Kommentar
Neues und Bewährtes aus dem rockigen Ziller-Tal! 40 Jahre Schwermetall der einfach guten Sorte!