laut.de-Kritik
Eine Zusammenfassung intimer Peel-Sessions.
Review von Giuliano BenassiPond Scum ist jener grüner Glibber, der sich auf Pfützen oder größeren stehenden Gewässern zweifelhafter Qualität bildet. Im übertragenen Sinne ist ein "Pfützenglibber" ein Mitmensch, den man nicht besonders achtet. Also so etwas wie der letzte Dreck.
Ganz so schlimm ist es im vorliegenden Fall glücklicherweise nicht, weder beim Interpreten noch bei seiner musikalischen Darbietung. Der Titel, mit dem Will Oldham eine Auswahl seiner John Peel-Sessions vorstellt, ist eher ein Beweis für seinen verschrobenen Sinn für Humor.
In acht Jahren spielte der bärtige Mann aus Kentucky sechs Sessions für den legendären BBC-DJ ein. "Pond Scum" dokumentiert die ersten drei, die zwischen 1994 und 2002 stattfanden. Bei einigen Stücken ließ sich Oldham von David Heumann begleiten, der dezent eine zweite Gitarre und Hintergrundgesang beisteuerte (und später Arbouretum gründete). Zum Einsatz kamen akustische und elektrische Gitarren, die aber unverzerrt blieben.
Klassisches Singer/Songwriter-Material also, bei dem Oldham auf Kanten verzichtet. So rückt seine Stimme umso mehr in den Vordergrund, weinerlich, gebrochen und fast schon depressiv. Wer sich mit seinem Werk auskennt, werden die ungewohnten Arrangements gleich auffallen. Den Opener "(I Was Drunk At The) Pulpit" nahm er 1993 unter dem Namen Palace Brothers auf. Dort war es eher lärmlastig, ebenso wie "Death To Everyone", das aus seinem Durchbruch-Album (sozusagen) "I See A Darkness" (1999) stammt. Dass "Arise Therefore" (1996) hier ohne billigen Drumcomputer und Synthies auskommt, ist durchaus von Vorteil.
Neben alternativen Versionen bleibt Platz für zwei bisher unveröffentlichte Songs: "Beezle" und "The Cross, ursprünglich ein Lied von Prince aus seinem Album "Sign 'O' The Times" (1987). Nicht gerade das beste Stücks des Energiebündels aus Minneapolis, aber der Umstand, dass Oldham den Lobgesang auf die Zeugen Jehovas in ein Begräbnis-Stück umfunktioniert, macht es dann doch wieder interessant.
Nichts Neues also, dennoch ganz nett. Auf jeden Fall klingt Oldham hier wesentlich intimer als auf den meisten Platten, die er in den letzten Jahren veröffentlicht hat.
Noch keine Kommentare