laut.de-Kritik

Noch spielen SXTNs Nura und Juju in einer anderen Liga.

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Nachdem sie auf Badmómzjays "Badmómz." eine intensive Duftmarke hinterlassen haben, ging es schnell voran. Bounty & Cocoa traten bei "Cosmo" und "Germania" auf, luden mit Maxwell, Joshi Mizu und The Cratez die "Super Soaker" durch, und schon folgt das Debüt "Bodega". Ihre multikulturellen Backgrounds spielen darauf eine zentrale Rolle. Cocoa wuchs dank ihrer dominikanisch und puerto-ricanischen Familie vor allem mit Latin-Musik à la Daddy Yankee auf. Dagegen prägten Bounty als Tochter einer Deutschen und eines kubanischen Gastarbeiters Soul von Sade oder Oldschool-Rap.

Die zahlreichen kulturellen Einflüsse zeigen sich gleich im einleitenden "Weiter (Intro)", für das sie sich aus dem "Godzilla"-Fundus Akira Ifukubes bedienen. Genau genommen greifen sie auf die ikonische Auftauch-Fanfare zurück, die erstmals 1964 in "Godzilla und die Urweltraupen" erklungen ist und sich dank Pharoahe Monchs "Simon Says" in die Rap-Geschichte eingeschrieben hat. Die hämmernden Bläser fügen sich scheinbar natürlich in das trappige Instrumental ein, über das Bounty und Cocoa energiegeladen rappen. Samples von Lil' Kim oder Missy Elliott erweitern das Spektrum der Querverweise.

"Public Enemy" führt den musikhistorischen Bezug bereits im Titel. Erneut kombinieren die Produzenten Youssef Exclusive und Robert Wy ein japanisch anmutendes Instrumental mit tanzbaren Rhythmen. "House Party" klingt weniger nach selbiger, als vielmehr nach zurückgelehnten Beisammensein mit Shots und Spliffs sowie Three 6 Mafia-Swagger und dazu passendem Project-Pat-Sample. The Royals greifen den Stammproduzenten unter anderem bei "Heb Ab" unter die Arme. Sensationell fügen sich darin die Trompeter des Mariachi-Samples in das Club-Instrumental ein.

Das eskalierende "Plomo" kommt dem viel bemühten SXTN-Vergleich wohl am nächsten. Dass Juju und Nura in einer anderen Liga spielen, hängt weder mit dem Sound von "Bodega" noch mit den Rap-Fertigkeiten des Duos zusammen, sondern mit den gehaltlosen Texten. Bounty und Cocoa fehlen sowwohl die eigenständigen Persönlichkeiten als auch die politischen Botschaften im Subtext von "Leben Am Limit". Stattdessen regieren Phrasen wie: "Ich chill' nicht mit Cops, ich rauch' lieber Blunts." Wer die reflektierten Interviews mit ihnen kennt, dürfte das gleich doppelt bedauern.

Die kreative Krise beginnt schon mit "Weiter (Intro)", das sie sinnigerweise als Representer konzipieren. Statt aber den Fokus auf den eigenen Stärken zu belassen, redet das noch wenig bekannte Duo den gleichen Kappes über "Hater" und "Neider" wie die limitierten Kollegen. Es wirkt fast schon tragisch, dass sich diese peinliche Paranoia auch in der neuen Deutschrap-Generation durchsetzt. Hinzu kommen sprachliche Bilder, die im frischen musikalischen Umfeld noch abgestandener wirken: "Wir gehen weiter. Aus den Steinen in unserem Weg bauen wir ein' fetten Palast."

Wenn die Metaphern nicht abgegriffen sind, werfen sie jede Menge Fragen auf. "Deutschrap ruft mich an, ob ich heut' Nacht vorbeikomm', weil sie hat heute ihren Eisprung", rappt Bounty etwa in "Anti". Unangenehm einfältig erklärt Cocoa in "Wooh!": "Ich stell' mich dumm, du machst auf klug. Du hast ein' Buch in dein' Regal drin." Die folgenden spanischen Passagen sind eine Wohltat für die sprachunkundige Hörerschaft. Obwohl Mut, Talent und Sound passen, hinkt das Duo vorerst hinter den selbstbewussten Kolleginnen her, da es ihm an Witz, Haltungen und klaren Charakteren mangelt.

Trackliste

  1. 1. Weiter (Intro)
  2. 2. Public Enemy
  3. 3. House Party
  4. 4. Anti
  5. 5. Du Weisst Doch!
  6. 6. Wooh! (mit Black M)
  7. 7. Heb Ab
  8. 8. Plomo (mit Ribellu)

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