laut.de-Kritik
Ravefanfaren bis zum Tanzkollaps.
Review von Daniel StraubDas Festival I Love Techno ist eine der belgische Institutionen in Sachen elektronischer Musik. Seit 1995 laden die Organisatoren mindestens einmal jährlich zur großen Rave-Sause ein.
Schaut man sich das Line-Up der vergangenen Jahre an, dann stellt man schnell fest, dass hier so ziemlich jeder wichtige DJ oder Live-Act schon einmal aufgetreten ist. Das dritte Mal in Folge erhielt Boys Noize alias Alexander Ridha in diesem Jahr eine Einladung zu Belgiens Top-Techno-Event. Jetzt ist sein "I Love Techno 2008"-Mix beim Traditionslabel N.E.W.S. auf CD erschienen.
Dort dokumentiert man bereits seit den ersten I Love Techno-Tagen die Entwicklung des Festivals. Die erste Compilation ist 1996 erschienen, als Daft Punk gerade groß durchstarteten.
Später folgten Sampler mit harten Technotools von Jay Denham und Alter Ego, bis Anfang des neuen Jahrtausends das Pendel mit Miss Kittin & The Hacker zuerst in Richtung Retro, später dann in Richtung Minimal ausschlug. Die jüngste Entwicklung bei I Love Techno sind Acts wie Justice, Sebastian oder eben Boys Noize, die rockiges Understatement und elektronisches Equipment zusammenbringen.
Boys Noize enttäuscht die Erwartungen nicht und wird seiner Rolle als Discojockey, der ganze Hallen rockt, voll und ganz gerecht. So viel ist bereits bei der zweiten Nummer gewiss, die ohne Umschweife auf den Punkt kommt.
Mit kräftigen Ravefanfaren bläst Proxys "Raven" zum Tanzkollaps. Eine Ansage, die 22 Tracks lang Bestand hat. Denn Boys Noize zieht sein wuchtiges Set ohne großes Federlesen durch.
Einzige die Übergänge lassen zwischendurch ein wenig Zeit zum Luft holen. Meistens dauert es jedoch nicht lange, bis wieder ein neue gewaltige Effektschleife über einen hereinbricht.
In dieses Konzept passt natürlich auch ein Track wie Patrice Bäumels "Roar" wunderbar, der sich in den zurückliegenden Monaten ja in den Sets von einer Vielzahl von bekannten DJs zu finden war. Er markiert im Set von Boys Noize einen Wendepunkt, weg von einer allzu plakativen Rave-Signal-Show à la Mr. Oizo hin zu etwas seriöserem Techno.
Im letzten Drittel von "I Love Techno 2008" finden sich mit Len Faki, Joey Beltram und Errorsmith denn auch einige Produzenten, die mehr als kurzweilige Effekthascherei zu bieten haben. Auch dieser Schwenk rettet jedoch die CD nicht mehr. Immerhin stimmt jetzt der Groove, der nun deutlich druckvoller daher kommt.
Fast scheint es so, als hätte sich Boys Noize erst einmal eine Dreiviertel Stunde am Mixer warm laufen müssen. Hier hätte man sich lieber zu Beginn einige überflüssig Tracks gespart und dafür am Ende einige zusätzliche Bonusminuten angehängt.
2 Kommentare
Nochmal Korrekturlesen?!
@Elendstouristin (« Nochmal Korrekturlesen?! »):
wieso?