laut.de-Kritik
Originalgetreue Neu-Aufführung des Beach Boys-Klassikers.
Review von Giuliano BenassiFür Beach Boys-Fans hat eine glückliche Zeit begonnen: Nach jahrelanger Flaute und periodischen mittelmäßigen Produktionen legt sich der ausgestiegene Band-Chef Brian Wilson wieder in die Bresche und tut das, was viele Altstars tun: Er geht auf Best Of-Tour und bringt das eine oder andere Live-Album heraus.
Mit seinem im Januar veröffentlichten "Live At The Roxy Theatre" hat Wilson bewiesen, dass er immer noch hochwertige Musik schreiben und präsentieren kann. Mit "Pet Sounds Live" folgt nun die originalgetreue Aufführung seines berühmtesten Werks, das im Januar 2002 bei vier Konzerten in der London Festival Hall aufgenommen wurde.
Schon auf "Live At The Roxy Thatre" waren sechs der dreizehn Stücke vertreten. Im direkten Vergleich wirken die neuen Versionen noch harmonischer, was nicht weiter verwundert, da fast zwei Jahre zwischen den Auftritten liegen. Auf dem Opener "Wouldn't It Be Nice" überrascht selbst Wilson mit ungewohnt sicherer Stimme, auch wenn er bei hohen Tönen nach wie vor den Kürzeren zieht, wie ab dem zweiten Stück immer wieder zu hören ist. Das größte Lob gilt seiner Band, die ihn sicher und fehlerlos unterstützt und in den instrumentellen Stücken "Let's Go Away For Awhile" sowie "Pet Sounds" auch mal ohne ihn ran darf.
Trotz alledem kann "Pet Sounds Live" seinem Vorgänger das Wasser nicht reichen. War "Live At The Roxy Thatre" die emotional geladene Rückkehr eines genialen Musikers, ist "Pet Sounds Live" das Werk eines Routiniers, der sich und sein Publikum befriedigt. Am Ende ist das Album hauptsächlich die Selbstdarstellung eines Mannes, der Jahrzente lang im Hintergrund gelebt und unter schweren psychischen Problemen gelitten hat. "My friend Paul McCartney told me that it was his favourite song" erzählt er als Einführung zu "God Only Knows", während auf seiner Homepage eine Auflistung der Berühmtheiten zu finden ist, die bei den Londoner Konzerten mit dabei waren, unter anderen Chemical Brothers und Eric Clapton.
Roger Daltrey, Sänger von The Who, gibt zu Protokoll, dass er nach dem Auftritt gleich die Version von den Beach Boys aufgelegt habe. "Das Konzert war besser als die Studioaufnahme", war dabei seine Erkenntnis. Die späte Genugtuung sei dem aufgeblühten Wilson gegönnt, Daltreys Einschätzung ist aber für Nicht-Anwesende schwer zu teilen.
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