laut.de-Kritik

R'n'B, Disco, Ragga und ein letzter Auftritt von Ol' Dirty.

Review von

"Nein, ich mag keine Prügeleien. Dabei ruiniert man sich nur die Frisur." Diese Einstellung hindert das neue Sternchen am R'n'B-Himmel allerdings keineswegs daran, Kolleginnen wie J.Lo und Beyoncé zum "Girlfight" herauszufordern. Mit großen Jungs wie Outkast-Rapper Big Boi und Lil Jon an ihrer Seite braucht sich Brooke Valentine davor allerdings auch nicht zu fürchten.

Angeblich schusterte der King of Crunk den Beat zu "Girlfight" innerhalb von zehn Minuten zusammen, während in seinem Haus in Miami eine 4th-of-July-Party tobte. Weitere fünf Minuten, um den Rest des Songs zu schreiben, fertig ist der Opener, der eine erste Ahnung von den stimmlichen Qualitäten Brooke Valentines vermittelt. Dieser Schnellschuss kann es - ebenso wie das direkt folgende "Taste Of Dis" - mit Veröffentlichungen einer Ciara problemlos aufnehmen. Die Tanzanleitung wird gleich mitgeliefert.

Obwohl es zunächst den Anschein hat (zumal sich die Textinhalte, wie in diesem Genre offenbar zwingend vorgeschrieben, fast ausnahmslos um zwischenmenschliche Beziehungen drehen), lässt sich "Chain Letter" nicht widerstandslos in der R'n'B-Schublade verstauen; davor bewahrt die gebotene musikalische Bandbreite. Zwischen "Playa" mit wummerndem Bass, synthetischen Disco-Handclaps, von Jermaine Dupri beigesteuerten Rhymes und dem leicht ragga-lastigen "Whatcha Lookin At" und "American Girl", das man ohne Schwierigkeiten unter "Pop" einsortieren könnte, bleibt wenig Platz für Eingleisigkeit. Die Vielzahl erfahrener Produzenten, die auf "Chain Letter" die Hände im Spiel haben, macht es möglich. Viele Köche verderben eben nicht immer den Brei.

Für Nummern wie "Ghetto Superstarz" oder "Million Bucks", die relativ wenig Interessantes zu bieten haben, entschädigen andere: "I Want You Dead" gebricht es zwar etwas an hörbarem Zorn, die ausgebreiteten Rachephantasien sind aber dennoch ausgesprochen unterhaltsam. Der alte Wiedergänger Ol'Dirty Bastard (kein anderer verbirgt sich hinter dem Alias "Dirt McGirt") gibt den eifersüchtigen Boyfriend in "Blah Blah Blah", einem der letzten von ihm aufgenommenen Songs.

Die langsamen Stücke - oft ja quälende Schmachtfetzen - haben es in sich. "Cover Girl" mit Akustikgitarre, netten Orgelklängen und einem angenehm dahin blubbernden Bass zum Beispiel: Brooke Valentine lässt sich bei keinerlei Unsicherheiten im Gesang ertappen. Doch, ein sehr schönes Lied, das. "Long As You Come Home" erinnert was den Instrumentalteil betrifft an "Clouds Across The Moon" von der Rah Band, dazu Brooke Valentines nur ganz leicht angerauhter Gesang - keine Einwände meinerseits.

"Dying From A Broken Heart" und besonders "Laugh Til I Cry" stellen zwei weitere traurige Love-Songs, die von Kitsch erfreulich weit entfernt sind. Derart gehauchter Gesang würde bei vielen anderen dünn klingen - bei Brooke Valentine wirkt er zerbrechlich. Was zum Thema ja durchaus passt, wenn man nicht gerade die Rivalin verdreschen muss.

Trackliste

  1. 1. Girlfight
  2. 2. Taste Of Dis
  3. 3. Long As You Come Home
  4. 4. Blah Blah Blah
  5. 5. Cover Girl
  6. 6. Playa
  7. 7. Ghetto Superstarz
  8. 8. Tell Me Why You Don't Love Me
  9. 9. Million Bucks
  10. 10. I Want You Dead
  11. 11. Dying From A Broken Heart
  12. 12. Pass You By
  13. 13. Laugh Til I Cry
  14. 14. American Girl
  15. 15. Watcha Lookin' At

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