laut.de-Kritik

Wilder Ritt durch den Power Metal-Kosmos.

Review von

Die fünf Schweizerinnen satteln ihre Besen und fliegen ein weiteres Mal in die Metal-Szene der 80er zurück. Mit ihrer Liebe für das Jahrzehnt, einer Balance aus Affenzahn-Tempo und melodiösem Spiel sowie einer Menge Frauenpower liefern Burning Witches an ihr inzwischen fünftes Studioalbum in sieben Jahren. An der Gitarre ersetzt Courtney Cox - Mitglied der Tribute-Band The Iron Maidens und namentlich nicht mit der Schauspielerin zu verwechseln - die schwangere Larissa Ernst auf drei Songs.

Bevor die Musikerinnen losdüsen, eröffnet ein Einminüt "The Dark Tower", in dem sich Sängerin Laura Guldemond von ihrer sanftesten Seite zeigt. Ganz im Stil von "Die Schöne und das Biest" setzt sich ihrem zarten Gesang eine tiefe, raue Stimme entgegen. "Feelings chained up / Blood lust builds up / Dark thoughts / A beast no one outruns", leitet diese in "Unleash The Beast" ein.

Den Titel nehmen die Hexenmeisterinnen wortwörtlich und lassen eine Speed Metal-Bestie auf die Höreschaft los. Guldemonds hoher Schrei geht in ein Knurren über, während Cox ordentlich an der Whammy Bar ihrer E-Gitarre zieht. So auch im Solo, das etwas Melodik in den rasanten Track bringt. Gegen die starken Strophen kommt der Refrain allerdings nicht an und bildet nicht den gewünschten Höhepunkt.

In "World On Fire" legt das Gitarrenduo, bestehend aus Romana Kalkuhl und Courtney Cox, mit einem harmonischen Intro vor und schraubt die Erwartungen hoch. Diese lösen Burning Witches mit feurigen Gitarren und Vocal-Performance auch ein. Dafür wirkt das Musikvideo wie ein unfertiges Schulprojekt und lenkt von der eigentlichen Qualität des Songs ab.

Nach einer Scorpions-Hommage ("Tomorrow") entfaltet sich beim darauffolgenden "House Of Blood", Vorbote des Titeltracks, ein musikalischer Horrorfilm. Schrille Schreie, überlagert von Glockenspiel, Flüstern und dem Ticken einer Uhr gehen nahtlos in "The Dark Tower" über. Insbesondere das Riff im Intro kann sich sehen lassen: Die Metalhexen zeigen, dass sie locker mit ihren NWOBHM-Helden mithalten können. Die sechs Minuten vergehen wie im Fluge, und ehe man es sich versieht, steht schon wieder ein Gitarrensolo /-duett an, in dem sich die Instrumente von Larissa Ernst und Romana Kalkuhl vereinen.

Bei insgesamt 15 Songs gehen allerdings auch einige unter, wie z.B. "Heart Of Ice", "Renegade" und "Evil Witch", in dem bis auf das Gekichere am Anfang nichts sonderlich erwähnenswert ist. "Doomed To Die" hingegen nimmt mit auf einen wilden Ritt, nach dem kein Haar mehr so sitzen wird wie zuvor.

Burning Witches ändern wenig an der bewährten Formel aus Hexenthematik und Power Metal. Damit wählen sie eine sichere Route, liefern jedoch auch die ein oder andere durchschnittliche Nummer ab. Ein paar Tracks weniger hätten der Platte durchaus gut getan. Zum Ausgleich hält sie aber einige Kracher wie "The Dark Tower" und "World On Fire" bereit.

Trackliste

  1. 1. Rise Of Darkness
  2. 2. Unleash The Beast (feat. Courtney Cox)
  3. 3. Renegade
  4. 4. Evil Witch
  5. 5. World On Fire (feat. Courtney Cox)
  6. 6. Tomorrow (feat. Courtney Cox)
  7. 7. House Of Blood
  8. 8. The Dark Tower
  9. 9. Heart Of Ice
  10. 10. Arrow Of Time
  11. 11. Doomed To Die
  12. 12. Into The Unknown
  13. 13. The Lost Souls
  14. 14. Shot In The Dark
  15. 15. I Wanna Be Somebody

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