laut.de-Kritik
Ein helles Licht am Deutschpop-Himmel.
Review von Kai ButterweckIn den 24 Monaten seit der Veröffentlichung ihres zweiten Albums "Verschollenes Tier" hat sich in Cäthes Leben viel verändert. Die 32-jährige Sängerin hat nicht nur ihr Management und ihre Booking-Agentur gewechselt, sondern auch ihren Wohnort. Statt Fischbrötchen gibt es nun Berliner Schrippen zum Frühstück.
Der Umzug nach Berlin hat aus ihr aber keineswegs einen Hipster gemacht. Die Autorenpreisträgerin aus dem Jahr 2012 bleibt sich auch auf ihrem dritten Album treu. Abseits gängiger Hypes tobt sich Cäthe überall dort aus, wo Handgemachtes noch bedingungslos abgefeiert wird. Getreu dem Albumtitel streckt sie ihre Fühler in verschiedenste Richtungen aus. Es gibt im deutschsprachigen Raum wohl kaum eine Stimme, die Flowerpower-Rock markanter und authentischer untermalt.
Dabei rotzt Cäthe aber nicht nur, sondern schnurrt auch wie eine Katze vor dem warmen Kamin und lässt sich von mediterranem Geschunkel ("Unter Palmen"), Gezupftem aus der Singer/Songwriter-Schatulle ("Junge Aus Sand") oder berührendem Folk ("Stille Demut") begleiten. Die Speerspitze ihrer stillen Kunst erhebt sich aber erst zum Ende hin. Mit sanften Worten und berührenden Melodien, die spätestens im Refrain nicht mehr aus den Ohren wollen, verabschiedet sich Cäthe von innerem Ballast. Dazu gesellen sich eine Western-Twang-Gitarre und sich ausbreitenden Streicher.("Scheitern Kann Ich Auch Alleine"). Ganz großes Kino.
Auch zwischen beiden Extremen präsentiert sich die Sängerin mit erhobenem Haupt. Egal ob mit zart schwingendem Akustik-Pop ("Foto Im Portemonnaie"), groovendem Tango ("Müder Drache") oder sanft schaukelnden Chanson-Tupfern ("Yeah Yeah"): Cäthe hat stets alles im Griff. Lässig, unbekümmert und frei von Zwängen lässt sie ihren Herzensangelegenheiten die passenden Klänge folgen.
"Ich Muss Gar Nichts" schrie sie einst von Hamburgs Dächern. Doch sie muss. Und zwar genauso bleiben, wie sie ist. Alles andere wäre nämlich eine Katastrophe für die eh schon am Stock gehende Deutschpop-Branche.
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