laut.de-Kritik
Per Kaffeefahrt in den Stripclub.
Review von Dominik LippeDie Urlaubszeit rückt näher. Und erneut haben sich die Calimeros in den Kopf gesetzt, die erholsame Phase des Jahres akustisch zu begleiten. Wie Olaf Der Flipper besingen sie die Magie exotischer Orte, wo an jeder Ecke unbeschwerte Liebesabenteuer warten. "Geheimnisvolle Momente, entspannter Seelen-Genuss und warmherzige Bekundungen", verspricht Telamo wahrheitswidrig. Recht haben sie wiederum mit der Behauptung, das Trio setze "wieder einmal einen neuen Qualitätsstandard". Auf der Suche nach dem Rock Bottom unterbieten sie sogar noch knapp "Das Beste" der Schlagerpiloten.
"Marianna Havanna" ist jetzt nicht zwingend mit "Buena Vista Social Club" zu vergleichen, bemüht sich aber mit dezenten Steel Drums die geschilderte Beischlaf-Anbahnung geografisch in karibischen Gefilden zu verorten. "Amore Cubana!", rufen die Calimeros noch verzückt aus, bevor sie sich dem öffentlichen Liebesakt hingeben: "Es wurde langsam Abend. Der Strand war menschenleer. Wir beide ganz alleine im bunten Lichtermeer." Doch unverhofft schunkeln sie Marianna achtlos von der sandigen Bettkante: "Dann ist diese Nacht vorbei und für uns heißt es Goodybye!"
Die dargebotenen Liebesbekundungen reichen grundsätzlich nur über die Laufzeit eines Songs. Mit neu entfachter Leidenschaft verblasst die Erinnerung an Kuba bereits in "Küss Mich Mon Amour". "Jetzt weiß ich, wie es ist, wenn man schwer verliebt einen Engel küsst", behaupten sie mit ihrem Goldfisch-Gedächtnis und beteuern auch noch: "Ich lass' dich niemals allein." Der Ätschi-Bätsch-Refrain wirkt da fast folgerichtig. Marianna sollte sich davor hüten, genauer hinzuhören, wenn sie plötzlich geloben, "Immer Noch Gefühle" zu haben.
Auch im Umgang mit weniger glücklichen Arbeitskollegen erweisen sie sich schon mal als Saukerle. Während sie sich im "Sommer Aus Gold" zu "coolem Meeressound" die Sonne auf den Bürzel scheinen lassen, richten sie in "Unser Cabrio Nach Süden" gehässige Grüße Richtung Heimat: "All den Stress mal zu vergessen, die Arbeit sowieso. Etwas Sonne für die Seele - schöne Grüße ins Büro!" Schon geht die Reise weiter nach Italien ("Ich Träume Von Sanremo") und Spanien ("Playa Flamingo"), wo sie "jede Nacht wie verzaubert" erneut ihrem exhibitionistischen Treiben nachgehen.
Endgültig fallen die Hemmungen im schrägen Höhepunkt "Girls Girls Girls", dessen Titel schon so klingt, als wollten sie Seniorenheimbewohnern auf Kaffeefahrt ihren liebsten Stripclub empfehlen. "Jeder Strand wäre nur halb so schön, wenn da keine Beach Girls wären", behalten die speichelnden Schweizer Sextouristen das Wesentliche im Blick, "Girls, Girls, Girls - was kann denn schöner sein?" Und wie es sich für die helvetischen Three 6 Mafia gehört, protzen sie mit Authentizität: "Meine Urlaubsträume sind nicht nur Fantasie." Im Grunde fehlt nur noch der Memphis-Sound anstelle des Geklimpers.
Doch die Calimeros stehen für billigst möglichen Schlager. Untereinander ähneln sich die Songs stärker als beim immergleichen Pop-Titan. Gespielte Gefühle treffen auf peinliche Produktionen, bei der sich jede KI vor Scham hinter einem Pseudonym verstecken würde. Am Ende verschwimmt der "Marianna Havanna Hitmix" zu einem einzigen Mischmasch aus Postkartenmotiven und Liebschaften. So spielt es schließlich auch keine Rolle mehr, ob sie sich vage an das amouröse Abenteuer mit der anmutigen Marianna oder der prallen Lexxi aus dem 'Girls Girls Girls' erinnern.
15 Kommentare mit 7 Antworten
Ist dies der Soundtrack zur Legalisierung?
Die haben drei Blaseboxen hinter der Bühne.
Die Keytar habe ich auch... allerdings den Vor-Vorgänger ohne Wireless und ohne LED-Slider. Habe mich ehrlich gesagt noch nie auf die Bühne getraut mit dem Ding... bin ja auch nicht so'n cooler Draufgänger wie die drei...
Warum werden solche Platten bei laut besprochen? Ernsthaft, gibt es hier jemanden, der solche Art von Musik hört, kauft, mag?
Welchen Wert hat so eine Besprechung?
Keine Ahnung von Deutschrap, wa? Jung, Brutal und Calimero3 war und ist ein Brett, da sehen Deine Stuttgarter Rucksackrapper einfach alt aus.
Ich habe Rucksackrapper in Stuttgart?!
Waren das nicht Deine? Mmmh. Irgendwer muss sich um die kümmern, bevor Max Herre nochmal völlig orientierungslos ne neue Platte macht.
...oder sie antanzt und dabei "c'est qui, ficki" ruft!
Ob er das von hinten wie von vorn kann? Hätt ich gerne rausgefunden, doch da kam der Bus. Er sagte: Max ich muss...
So ein Trottel. Ich heiß so gar nicht.
Der heißt so.
Mit ihm steht halt die Zeit still...
Es ist wichtig zu sehen, dass eine Musikredaktion derartige Musik kacke findet.
Die haben bestimmt auch schon Hornhaut auf ihren Havannas.
Endlich gibt es auch in Deutschland einen adäquaten Ersatz für den elektrischen Stuhl.