laut.de-Kritik

Solide Fortsetzung der legeren Sommerparty.

Review von

Vor fünf Jahren überraschte uns Calvin Harris mit einem tanzbaren Disco-Funk, unter dem er gekonnt Hip Hop mit R'n'B vermengt. "Funk Wav Bounces Vol.1" versammelte 19 Gäste auf zehn Songs, bei der Fortsetzung Vol. 2 erhöht er sogar die Menge auf 23 Interpreten und 14 Tracks. Seiner Rezeptur bleibt der Schotte treu und liefert den Soundtrack für eine legere Sommerparty.

Den Reigen eröffnet 21 Savage bei entspanntem Groove, während er archetypisch über Waffen, Geld und Frauen rappt. Dabei ertönt noch ein cooles Gitarrensolo. Danach erwartet uns schon das frühe Highlight "Potion", bei dem eine sexy Dua Lipa und ein unterhaltsamer Young Thug den Song veredeln. Im Hintergrund hört man verstohlen eine Conga. Die Female-Empowerment-Hymne "Woman Of The Year" mit melodischem Outro bittet drei Frauen ans Mikrofon von unterschiedlicher Qualität: Chlöe ballert einen energetischen Part raus, ihre Stimme kommt hervorragend zur Geltung. Coi Lerays Darbietung fällt ein wenig ab, bleibt aber stabil. Die Achillesferse bildet die langweilig dahin genuschelte Hook von Stefflon Don.

Im Gegensatz dazu präsentiert sich die jamaikanische Dancehall-Sängerin Shenseea lebhaft und pulsierend im pianolastigen "Obsessed", während ein seltsam down-gepitchter Charlie Puth gekonnt schmachtet. Hübsche Streicherarrangements hört man im nachdenklichen "New To You", wenn Tinashe, Offset und Normani, Ex-Mitglied der Girlgroup Fifth Harmony, den Vibe aufrecht erhalten. Der Elektro-Pop "Ready Or Not" beherbergt indes den stärksten Gast: Busta Rhymes spittet dynamisch, schnell und bissig. Man merkt ihm sein fortgeschrittenes Alter absolut nicht an.

Das Herzstück von "Funk Wav Bounces Vol. 2" bilden die zwei Parts von "Stay With Me". Justin Timberlake, Halsey und Pharrell Williams geben sich die Klinke in die Hand und harmonieren prächtig zum Nu Disco-Funkpop. Da haben wirklich alle Beteiligten großen Spaß! Ob die recht nette Coda "Part 2" mit JT wirklich einen eigenen Track gebraucht hätte, bleibt zweifelhaft. Von da an nimmt Calvin das Tempo raus und fokussiert sich auf langsamere Nummern.

"Somebody Else" fungiert als Sad Banger mit aufheulender E-Gitarre, während Jorja Smith und Lil Durk eine erloschene Liebe beklagen. Ebenso melancholisch säuselt sich Swae Lee durch "Lean On Me", flankiert von einer Akustikgitarre. In "Nothing More To Say" surft 6lack nonchalant auf dem Beat, doch Donae'o konterkariert das schöne Ambiente mit einer absurd repetitiven Strophe, wo er 15 mal "na-na-na-na-na" rappt.

Wo Funk und Hip Hop fusionieren, darf natürlich der Godfather of G-Funk nicht fehlen: Snoop Dogg und Rapperin Latto schlurfen leider uninspiriert dahin im psychedelischen "Live My Best Life". Eine vertane Chance. Dafür schauen Pharrell mit seinem Bro Pusha T in "Day One" vorbei und sorgen für einen smoothen Abschluss.

"Funk Wav Bounces Vol. 2" kommt der Aha-Moment abhanden, den Vol. 1 noch für sich beanspruchte. Man weiß, was man bekommt, bedauerlicherweise nicht in der gewohnten Konsistenz. Zudem verwässert die Überlänge den Gesamteindruck. Die homogene und teure Produktion kreiert zwar einen fancy Flair, täuscht aber nicht über die fehlende Abwechslung hinweg. Vielleicht bessert sich das mit einer dritten Volume.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. New Money
  3. 3. Potion
  4. 4. Woman Of The Year
  5. 5. Obsessed
  6. 6. New To You
  7. 7. Ready Or Not
  8. 8. Stay With Me
  9. 9. Stay With Me (Part 2)
  10. 10. Somebody Else
  11. 11. Nothing More To Say
  12. 12. Live My Best Life
  13. 13. Lean On Me
  14. 14. Day One

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