laut.de-Kritik
Doktorarbeit zwischen Langeweile und Wahnsinn.
Review von Alexander KrollManchmal gibt es diese seltsamen Minuten nachts im Club. Man weiß nicht genau: Will man tanzen? Oder doch lieber schlafen? "Swim", das fünfte Album des 32-jährigen Electronica-Künstlers Dan Snaith aus Kanada, füllt eine ganze Platte mit diesem Dilemma.
Gleich der Opener "Odessa" startet mit Sounds, die so gefährlich und eingängig klingen, dass sie dem Rauchmonster in der Fernsehserie "Lost" als Soundtrack dienen könnten. Doch ausgerechnet beim Gesang, wenn die meisten Popsongs aufblühen, macht Caribou Verluste. Wenn Snaiths unterkühlte Stimme vom Herzschmerz erzählt, verfällt die hypnotische Soundschleife ins Leierhafte. In den besten Momenten erinnert das an The Notwist. In den schlimmsten an One-Hit-Wonder White Town und "Your Woman".
Im Soundstrudel von "Swim", das von 15 Musikern eingespielt wurde, zählen die Details. Wer "Sun" nur nebenbei hört, bemerkt kaum mehr als eine melancholische Version von "Hyper Hyper". Dabei versammelt der Titel über Störgeräusche und Keyboardriffs mindestens das Soundrepertoire des letzten Jahrzehnts.
"Bowls" beginnt mit einem einfachen Techno-Beat, offenbart sich aber bald als Kaleidoskop aus Harfen- und Glockenklängen. Erst dann wagt sich ein tanzbares Muster zurück. Caribou bauen Musik zusammen und wieder auseinander.
Spannend klingt das allemal. Nur hinkt die Stimmung immer hinterher. "Leave House" beweist Humor mit Flöten für Schlangenbeschwörer, doch die restlichen Sequenzen verraten das Computer-Konzept, das dahinter steckt. Unentschieden bleibt auch das Fast-Instrumental "Hannibal", das für einen Popsong zu lange herumwerkelt, und für einen Techno-Track lieber die Schlussworte weggelassen hätte.
"Swim" ist bei weitem keine vollkommene Platte, aber sie klingt oft, als wollte sie nichts anderes. Dan Snaith, der vor kurzem in Mathematik promoviert hat, liefert eine kleine Doktorarbeit für die Ohren. Perfekt werden Caribous Konstruktionen, wenn sie auseinander fallen.
Wie Hot Chips "I Feel Better" vor ein paar Monaten, holt "Kaili" auf überwältigende Weise den Euro-Dance zurück. Zum Geniestreich wird der Track aber erst, als er längst zu Ende ist, und die Vocal-Schleife fünf Titel später wiederkehrt, im vorletzten Lied "Lalibela". Diesmal langsamer, emotionaler, wie ein letzter Ritt in den Sonnenuntergang.
Und dann kommt "Jamelia": Mit Streicher-Elektroschocks und der Stimme der Born Ruffians versucht der Song das eingeschlafene Genre der Soul-Dance-Ballade wiederzubeleben, in Massive Attack-Ausmaßen und bis zum tragischen, alles zerreibenden Exzess. Die Zeile "I can't take it no more" klang selten so gut.
4 Kommentare
Weder Rezension noch Album klingen nach 3 Sternen. Ne Super Sache ist das Album!!Nämlich!
neben gonjasufi meine platte des jahres bisher.
schau das erste mal seit langer zeit wieder bei laut vorbei und muss diesen bullshit lesen.
WELCHER KROLL HAT DIESE REVIEW VERBROCHEN?
sun ist eine melancholische version von hyper hyper? GEHT'S NOCH?
quit your job man. das ist nicht das richtige für dich.
Dieser Autor hat scheinbar keine Ahnung von Musik, zumindest nicht von elektronischer. Das merkt man an der Missbilligung von "Odessa" und den Scooter-Vergleichen. Und White Towns "Your Woman" ist ja wohl voll toll! (Caribous "Kaili" eher nicht so.)