laut.de-Kritik
Coverversionen im Zeichen von Jazz und Chanson.
Review von Sabrina SeifertAC/DC in einer Jazz-Version? Gewagt, aber interessant. Diesmal präsentiert Carla Bruni auf ihrem fünften Album keine eigenen Songs, sondern setzt auf Klassiker, die sie mit einem chansonartigen und jazzigen Touch verziert. Das besondere dabei ist: Es gelingt ihr wirklich gut.
Den Anfang macht das Depeche Mode-Cover "Enjoy The Silence". Das markante Intro bricht Carla Bruni herunter und reduziert es auf eine gezupfte Gitarre und ein Klavier. Dadurch erinnert der Song zwar kaum noch an die Engländer, das tut jedoch nichts zur Sache: Das Intro, Brunis Gesang und die unterstützenden Streicher lenken den Song in eine komplett neue Richtung: entspannt statt düster. Nach Depeche Mode nimmt sich die ehemalige französische First Lady gleich die nächsten Größen vor: The Clash. "Jimmy Jazz" präsentiert Carla Bruni sparsam instrumentiert und ebenso laid-back.
Die Rolling Stones. Da klingelt doch etwas. Richtig, Carla Bruni hatte einmal ein Verhältnis mit Mick Jagger. Was wohl Ehemann Nicolas Sarkozy dazu sagt? Anscheinend nichts, Bruni darf ungestört "I Miss you" hauchen. Alles so ganz nebenbei, als säße sie bei einem Glas Wein neben einem Plattenspieler.
Nächster Halt: ABBA. Carla Bruni Takes It All. Bevor sie in den Refrain einsteigt, formiert sich ein Bild im Kopf: Carla in einem großen Konzertsaal. Die Art von Konzertsaal, in der die Sängerin im Abendkleid auf die Bühne kommt und die Zuschauer in der Pause unter Kronleuchtern Sekt trinken. ie haucht den Refrain ebenso ruhig und entspannt, wie auch schon die Tracks zuvor. Das Bild vom großen Konzertsaal verblasst. Wieso geht sie nicht mehr aus sich heraus?
Den nächsten Song singt sie mit dem Songwriter höchstpersönlich. Das von Willie Nelson geschriebene "Crazy" wurde schon von verschiedenen Künstlern aufgenommen. Nun nimmt sich La Bruni des Liedes an. Unterstützt wird sie dabei von Nelsons tiefer Stimme, die für eine willkommene Abwechslung sorgt. Der nächste Song rauscht vorbei, bis auf einmal die Textzeile "I'm on the Highway to hell" auftaucht. Moment, AC/DC?! Richtig. Der Rock-Klassiker ist (natürlich) kaum wiederzuerkennen, doch beim nochmaligen Hören kristallisiert sich aus einer Melange aus Saxophonen und Blechbläsern das markante Riff heraus. Auch hier bleibt Carla Bruni gesanglich völlig tiefenentspannt. Diese Frau bringt anscheinend nichts aus der Ruhe. "Stand By Your Man" von Tammy Wynette belässt Carla Bruni im Originalstil. Begleitet von Gitarren bleibt es ein Country-Song.
Carla Bruni übrzieht die gewählten Songs mit den jazzigen und chansonartigen Ansätzen mit einer neuen Eleganz. Dabei knüpft sie an ihre Vorgängeralben an, auf denen sie sich ähnlich zurückhaltend präsentierte. Es wäre in Zukunft jedoch auch interessant zu sehen, wie sie aus sich herausgeht und die Diva spielt.
3 Kommentare
Zum Glück muss Malcolm Young das nicht mehr erleben.
Mindestens drei Strerne zuviel von Frau Seifert. Und die Rubrik "Jazz/Blues" ist wohl auch daneben. "Schlager" wäre treffender.
Also 4 Sterne sind mal echt ein Pfund. Einen Stern dafür, dass man die englischen Texte tatsächlich verstehen kann. (Was bei einer in Frankreich lebenden Italienerin auch nicht immer zu erwarten ist.) Und einen weiteren gerne für die Interpretation von "Enjoy the silence". Das funktioniert tatsächlich überraschend gut. Über den Rest würde ich gnädig den Mantel des Schweigens legen. (Ganz räudig: ABBA und AC/DC)